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Wir saßen in der Eichen-Vollholz-Hölle eines Alte-Leute-Wohnzimmers und tranken einen Schnaps mit Opa Helmuth. Tanne wusste erstaunlich viel über den Alten – und dann war alles schnell gegangen. „Ja. Kommt rein.“ Und da saßen wir auch schon. „Schnaps?“ Und konnte man da nein sagen? Taten das seine Enkel? Wir jedenfalls nicht. Ich wurde beauftragt. „Da. Da steht er. Weißt doch …“ Und als ich zwei falsche Schranktüren geöffnet hatte, Fotoalben und Bücher die erste, Gläser in der zweiten, kam Opa Helmuth doch selbst rübergerollt, knurrend, was ich da schon wieder so ewig täte, dass ja auf nichts mehr Verlass sei und man ja doch alles selber machen müsse. „Geh mal weg da.“ Opa Helmuth war ein Männchen aus Wachs mit Streichholzbeinen, die aber doch noch – zu unserer, meiner und Tannes Überraschung, vielleicht auch seiner eigenen, zum Stehen taugten. Zumindest für kurze Zeit. Er hangelte sich mit seinen altersfleckigen Händen die Schrankwand entlang. Er sah nicht mehr viel. Das sah man an seinem Tasten. Ich musste an Astronauten oder Taucher denken.

„Kirsch? Pflaume? Mirabell?“

„Ja“, sagte Tanne.

„Was ja?“

„In der Reihenfolge.“

Das schien Opa Helmuth zu gefallen. Er gluckste. Seine Hände klimperten und fanden eine Flasche, Korken auf – FLUMP – dran gerochen „Cognac. Nee.“ Flasche weg. Neues Klimpern, neue Flasche. „Hm.“ Neue Flasche, neues Glück FLUMP – „Ah ja. Der Kirsch. Da isser ja. Da. Lies ma von wann.“ Er hielt mir die Flasche hin. „1996“ las ich mechanisch.

„’96, 1996“, sagte er „Klasse Jahr. Was für ein Sommer. Warm. Immer warm. Da hat Hedwig noch im Schaukelstuhl gesessen und den ganzen Tag die Kerne aus den Kirschen gepickt. Unten. Wisst ihr ja. Unten am Gartenhaus. 1996. Da wart ihr …“

„Zwölf“, sagte Tanne genauso schnell, wie ich vorgelesen hatte.

„Ja, zwölf“, sagte er. „Und du? Wie war’s noch mal? Jonas? Michael?“

Ich sah den Schlag nicht kommen. Ich muss ihn selig angegrinst haben – Jonas oder Michael – als er mir die Flasche Kirsch über den Scheitel zog.