Abstinenz

Jonathan

von Jonathan

Story

Ja, es ist schon fein, ab und an mit lieben Leuten das Leben etwas zu feiern. Doch was, wenn es nicht immer so gut endet, für einen selbst und liebe Leute? Dieser Ausschnitt ist einer von vielen, warum ich schließlich beschloss, es bei maximal einem Bier am Abend bleibenzulassen.

Es begann wie üblich heiter, lustig, fröhlich. Die Stimmung aller Anwesenden war gehoben, wertschätzend, gut. Die Getränke kühlend, prickelnd, schmackhaft. Eins, zwei, drei schon waren zwei weiße Spritzer im Magen verschwunden. Soweit so gut.

Es wurde weitergezogen, leicht geschwankt und wankt. Die einzige Lokalität in der Pampa hatte tatsächlich nur mittwochs geöffnet. Dafür waren gefühlt alle Leute der Umgebung anwesend, was zu vielen freudigen Begrüßungen führte.

Die Musik? Laut, grottig, schmalzig. Aber mit genug Alkohol gut genug zum Feiern und Tanzen. War ich betrunken? Beim Betreten tatsächlich nicht mehr. Um in Stimmung zu kommen, bemühte ich mich jedoch zu meinen Cousins und Freunden „aufzuholen“. Ein Bier und einen weißen Spritzer später und es ging etwas besser.

Irgendwann kam der Kipppunkt. Ich kann im Nachhinein nie genau sagen, wer wie wo was wann warum geschah, aber das ändert nichts daran, dass meine Stimmung umschlägt und ich irgendwann beinahe fluchtartig die Feier verlassen muss.

Es ändert auch nichts daran, dass, so denn mein Freund anwesend ist, wir uns heftig streiten, obwohl ich das wirklich nicht will. Tatsache ist halt, dass wenn meine Stimmung umschlägt, ich eigentlich nur gehalten und gekuschelt werden will. Doch das kann er nicht. Vielleicht könnte ich es auch zuerst nicht zulassen. Möglich, dass dies der Knackpunkt ist, den zwei Betrunkene in der Situation nicht erkennen können.

Tatsache ist, dass es wohl reichen würde, für den Anfang, wenn eine Person zumindest nüchtern ist. Und das werde ich sein. Dann ist auch das Risiko geringer, in ein Stimmungstief zu verfallen. Melancholie kann schön sein, doch nicht diese. Diese Stimmung ist wieder mit Scham verbunden, im Nachhinein. Scham, dass ich mich nicht genügend unter Kontrolle habe, um über Geschehnissen – egal welcher Natur – zu stehen. Mein Anspruch an mich selbst ist, auch in unangenehmen Situationen gefasst zu bleiben, höflich, ruhig. Mich zu spüren.

Und ich denke, dass mir Alkohol hier nicht behilflich sein wird. Daher mein Vorsatz für mich selbst: Maximal ein großes Bier pro Abend. Weiter Atemübungen machen. Wenn ein Tief zu kommen droht, hinaus an die frische Luft mit mir, oder an einen dunkleren, ruhigeren Ort, wo ich mich sammeln kann. Davor ordentlich Vitamine und Spurenelemente in gutem Essen zu mir nehmen.

Am wichtigsten von allem ist es aber wohl, nachsichtig und liebevoll mit mir selbst zu sein. Ja, die Scham ist da, weil ich mich nicht so fühlen und verhalten will. Doch auch Scham muss willkommen geheißen werden, damit sie sich entspannen und in Wohlgefallen auflösen kann. In Selbstakzeptanz. Nur ein Bier!

© Jonathan 2021-08-15

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