von Eva D
6 Uhr, der Wecker läutet. Wie immer von Montag bis Freitag, das ist fix eingestellt. Und wie immer drücke ich drauf, um noch zehn Minuten zu haben, um ein wenig zu dösen. Gestern bin ich wieder zu spät ins Bett gegangen. Sobald das Kind schläft, werde ich abends immer so richtig munter.
Raus aus dem Bett, Toilette, Kaffeemaschine, duschen. Wie immer. Die einzige Unbekannte ist: wird sie von selbst wach oder muss ich sie wecken?
Dann einen Schluck Kaffee. Jause für das Kind – gar nicht so einfach, soll ja gesund und abwechslungsreich sein. Also Kressebrot und ein paar Nüsse heute. Jause für mich, weil ich um diese Zeit noch kein Frühstück zu mir nehmen kann. Joghurt, Haferflocken, Obst reingeschnitten, in den Kühlschrank gestellt. Frühstück fürs Kind. Da sind alte Bananen – sie liebt Bananenmilch, passt.
Er schlummert noch seelig, mein „Löwe“, wie ich sie morgens nenne, weil ihr die langen Haare nach dem Aufstehen immer zu Berge stehen. (Sie würde „Rapunzel“ bevorzugen, aber dafür ist sie schlicht zu „zerrupft“.)
Also den Löwen wecken – das ist gar nicht so einfach, braucht manchmal eine ganze Gruppe von Stofftieren, die es abwechselnd versuchen. Dann „Klo-Taxi“ mit ihr am Rücken spielen und sie zum Frühstück setzen, während ich alles, was ich an diesem Tag so brauche, in den Fahrradkorb packe.
Jetzt aus dem Löwen ein Mädchen machen, anziehen, Mähne bändigen (zum Glück will sie heute keine komplizierte Frisur aus dem YouTube-Video der Drei-Minuten-Frisuren, für die ich mindestens 15 brauche), und ab!
Das Ganze natürlich alles mit einem Anflug von Hektik begleitet – meinerseits. Besonders in den letzten Minuten fällt ihr noch so einiges ein. Hose wechseln, eine besondere Frisur, irgendetwas suchen, das sie unbedingt in die Schule mitnehmen muss …
Und ich – den Schulbeginn um 7 Uhr 45 Uhr im Kopf (Wessen Idee war das bitte?) – hüpfe dann manchmal wie das Rumpelstilzchen schimpfend herum – wissend, dass das gar nichts bringt. Sie lässt sich trotzdem Zeit. Ich beginne in der warmen Jacke schon zu schwitzen, während sie seelenruhig ein kleines Plastik-Einhorn sucht, das heute unbedingt mit muss.
Die Uhr tickt, wir werden zu spät kommen, wenn sie jetzt nicht augenblicklich die Schuhe anzieht, teile ich ihr mit. Da meint sie: „Mama, wie wäre es, wenn du einfach froh bist, dass ich aus deinem Bauch gekommen bin?“. Ich bin perplex, dann lache ich. „Ja, da hast du Recht!“. Wir schaffen es – knapp, wie immer. Das Joghurt steht allerdings noch im Kühlschrank.
© Eva D 2020-01-22