Endlich befreit!

Barbara Riccabona

von Barbara Riccabona

Story

Vor meinem Zerwürfnis mit Frau Hoffmann, meiner ungeliebten Haushaltshilfe, wurde ursprünglich vereinbart, sie sollte an zwei Tagen jeweils vier Stunden am Vormittag arbeiten und dann das Haus verlassen, sie hatte frei.

An diese Vereinbarung hielt sie sich nie, einerseits des Geldes wegen, das sie nach Arbeitsstunden erhielt, andererseits, weil sie Ansprache durch mich haben wollte. Sie wartete also immer, bis ich nachhause kam und länger. Ich wusste nicht, wie ich sie hinauskomplimentieren könnte. Meine Kinder, die ich nach meiner Arbeit im Kindergarten abholte und mit ihnen nachhause kam, beachtete sie nicht, sie waren ihr ob meiner Aufmerksamkeit lästig und sie sah sie unwillig an, wenn sie meine Zuwendung brauchten. Sie konkurrierte tatsächlich mit ihnen, stellte ich erstaunt fest.

Als ich diese Situation nicht mehr ertragen konnte, beschloss ich endlich, sie nur noch einmal wöchentlich kommen zu lassen, was sie mit lautem Protest quittierte. Darauf könne sie nicht eingehen, da verdiene sie nicht genug. Nun ja, ich konnte mir’s eben nicht mehr anders vorstellen. Ich startete sozusagen ein „reset“ bei der Vertragserneuerung. Widerwillig nahm sie diese Bedingungen an und arbeitete noch einige Zeit bei uns. Vielleicht wollte sie sich inzwischen um eine andere Stelle umsehen.

Die Zeit verging, der Hoffmann’schen verblieb nicht mehr soviel Raum, sich als Parasit einzunisten. Kühl grüßte sie mich, wenn ich nachhause kam, empfing das Geld am Zahltag und verließ – dem Himmel sei Dank – die Wohnung. Welche Erlösung, als sie kündigte! Endlich war ich sie los und eine quälende Situation beendet.

Eine neuerliche Schwangerschaft kündigte sich an, und ich wollte nach der Geburt des dritten Kindes ohnedies zunächst zuhause bleiben. Bis das Kind zur Welt kam, ging das erste in die Schule, damit konnte ich auch den Schuleintritt und im Jahr darauf den des nächsten Kindes begleiten. Hurrah, keine Putzfrau mehr und schon gar nicht eine derartige! Ich erledigte alles Erforderliche selbst und zu meiner Zufriedenheit.

Als ich einige Wochen nach der Geburt mit dem Säugling im Kinderwagen einkaufen fuhr, begegnete ich an der Kasse einer Drogerie unerwartet besagter Frau Hoffmann. Sie zeigte sich erstaunt, sah kurz zum Neugeborenen, das niedlich und hübsch eingepackt schlief, und meinte knapp und herzlos, wie sie war : „Noch ein Kind? Na, das wär eh nichts für mich gewesen“. Eine ganz unpassende Bemerkung übrigens, da sie während ihrer Tätigkeit bei mir ohnehin nie etwas mit meinen Kindern zu tun hatte.

Vielleicht hat sie es in diesem Moment wie der Fuchs mit den Trauben gehalten und sich mit dieser Feststellung betäubt. Oder sie war froh. In diesem Fall wären wir dann beide froh gewesen. Eine win-win-Situation.

© Barbara Riccabona 2022-04-05

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