Fad-esse

Gerda Modera

von Gerda Modera

Story

Das Wort klingt gut in meinen Ohren, fast schon wohltuend, je öfter ich es mir vorsage.

Fadesse, …Fadesse. Es hat obendrein einen noblen, fast schon einen altmodischen Touch. Und vor allem klingt es nicht so langweilig wie “faad is”.

Sie, die Fadesse hat heute bei mir Einzug gehalten. Ich schlendere durch die Wohnung, der Haushalt kann heute liegen bleiben, er bekommt endlich einmal frei. Warum eigentlich er? ICH mach doch blau.

Mein Back is back, er quält mich nicht mehr. Sehr fein. Endlich haben meine SOS-Übungen für den Rücken und die Medidationen mit den “Heilaufträgen” geholfen.

Ich wende mich nun der Sonne zu. Ich fühl mich stark, ich fühl mich gut. Langsam schließe ich meine Augen, nehme die Schultern nach hinten unten und lass meine innere Sonne aus dem Brustbein strahlen. Sie strahlt nun mit der Äußeren um die Wette. Nur strahlen und lächeln ist auch fad. Was könnte ich heute nur anreißen?

Ich könnte ja wieder einmal ein Stillleben zeichnen? langweilig,…

ein Gschichtl schreiben? keine Idee…

Bauchmuskeln trainieren? Zu viel gefrühstückt…

Genau: Schaukeln gehen? Das mag ich doch normalerweise so gerne. Heute nicht. Es sind bestimmt viele Kinder am Spielplatz.

Was sonst?

Meine beste und längste Freundin anrufen, die ist immer für Spontanitäten zu haben. Doch leider hat sie heute ihren Omadienst, morgen wäre sie gerne dabei. Wobei eigentlich? Sie spürt meine Enttäuschung, will mich trösten und gibt mir ein paar Tipps gegen die Langeweile. Sie ist sehr kreativ! Ich lehne dankend ab und lege auf. Aus der Fadesse wird doch nicht eine Tristesse werden? Nicht aufgeben.

Mit neuer Zuversicht rufe ich eine Freundin nach der anderen an, aber niemand hat heute Zeit für mich. Was ist nur los mit ihnen? Die sind aber auch langweilig geworden, gar nicht mehr so spontan wie früher, alle irgendwie “coronafad”. Oder liegt es etwa an mir?

Meine Stimmung sinkt zusehends. Ich weiß von einer Freundin, die bei Langeweile mit dem Auto durch die Gegend cruised. Da sieht man wenigstens Gesichter ohne Maske, sagt sie und die Zeit vergeht.

Ich muss raus! Ich hab`s.

Auf in die Stadt. Natürlich mit meinen neuen roten Schuhen.

Einen “Prosecco to go” kaufen (hoffentlich nicht aus dem Pappbecher), mich auf eine Parkbank setzen, IHR zuprosten und leise vor mich hinsagen: “Adieu….Fadesse. ”

© Gerda Modera 2021-04-07

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