Ich sage euch nur, es war gewaltig!

Josef Sonnweber

von Josef Sonnweber

Story

Es war ja nicht weiß Gott wie weit, vom Hirtenfeld bis Bethlehem. In Zacherl seinem Stall waren schon andere Hirten da. Ein richtiges Gedränge war um das Kind. Der Nathi wäre beinahe ausgeflippt, wie er das Jesuskind in der Krippe gesehen hat. “ A Wunder,“ hat er gemeint, “a richtiges Wunder ist da geschehen!” “Jetzt geh‘ doch, dreh‘ nicht ganz durch ,a jedes Kind ist ein Wunder,” hat darauf der Jakob gemeint. “Das da, meine lieben Leut‘, da geht a Kamel drüber, ist ein besonderes Wunder,” hat da noch ein anderer gesagt. “Wenn schon die Meldung, dass das Kind heute da geboren ist, sogar die Engel aus dem Himmel treibt und wir sogar die Ersten sein dürfen, die das erfragt haben und erleben dürfen, dann ist das doch mehr als gewaltig!”

Der Hirtenvater hat nur den Kopf geschüttelt und gesagt:“Da hast du schon recht. Wenn ich nur daran denke, wie lange man schon landauf und landab geredet hat und das sogar die Propheten vorausgesagt haben, dann tät‘ ich am liebsten einen Purzelbaum schlagen, wenn ich noch könnte!“ Da hat sich auf einmal der Jakob gemeldet und gesagt:“ Ja möchtet ihr nicht einmal Eure Pappen halten, dass ich auch einmal etwas sagen kann. Also, liebe Gastfamilie, seid uns nicht böse, wenn wir mitten in der Nacht da bei Euch aufkreuzen. Wir wollen Euch nicht lange stören. Wenn uns nicht ein Engel dahergestampert hätte, hätten wir uns nie getraut herzukommen. Wir sind nur einfache Hirten, aber von uns könnt Ihr alles haben, was wir haben.“ Der Benjamin hat da noch gemeint:“ Und wenn das Kind einmal nicht schlafen kann, möchte ich ihm etwas mit meiner Flöte vorspielen. Ich habe sogar beim Engelsgesang mitspielen dürfen!“ Darauf der Hirtenvater:“Habt ihr überhaupt schon etwas Warmes gegessen? Ihr schaut schon sehr mitgenommen aus. Wir lassen Euch unsere Marende da und eine frische Schafmilch bringen wir morgen in der Früh vorbei! Ein solches Glück, eine solche Freud‘, dass es Euch und uns da gibt!“ Der Josef war ganz überrascht und erstaunt und hat ganz ergriffen gesagt:“Eure Freundschaft in Ehren, Gott wird es Euch lohnen. Ihr müsst nämlich wissen, dass ich das selber erst verkraften muss, dass ich den Sohn Gottes betreuen darf. Es trifft mich schon hart, weil die Leute nicht mitbekommen, dass der verheißene Messias da in Bethlehem auf die Welt gekommen ist. Kommt morgen wieder und wenn Ihr etwas zum Richten habt, helfe ich Euch gerne mit meinen Zimmermanns-kenntnissen. Danke und behüte Gott Euch und Eure Herde, auf ein baldiges Wiedersehen!“

Die Hirten haben das Kind alle einzeln in den Händen halten dürfen. Dem Hirtenvater sind die Tränen gerade so heruntergelaufen und die Weiberleut‘ haben mit Maria den größten ‘Hoangert’ anfangen wollen. Aber der Hirtenvater hat gemeint, dass sie am Tag kommen sollten, damit die heilige Familie ihren verdienten Schlaf halten kann. Gemeinsam sind dann die Hirten zu ihren Zelten heimgekehrt und es hat lange gedauert, bis sie einschlafen konnten. Schade, dass wir selber nicht dabei waren!

© Josef Sonnweber 2020-12-02

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