Widerwillig musste ich feststellen, dass ich langsam munter wurde. Es war heiß, mein Polster war nass geschwitzt. Mit geschlossenen Augen registrierte ich ein rhythmisches Rauschen. Was war das? Jetzt klappte ich doch die Lider nach oben. Kurz musste ich überlegen wo ich war, dann fiel es mir ein: Wir waren gestern den ganzen Tag unterwegs, um zur Green Turtle Lodge zu kommen, welche es dann aber nicht mehr gab. Stattdessen hatte uns der Taxifahrer nach Ezile Bay gebracht. Bei Ankunft war es schon stockdunkel gewesen. Totale Finsternis rundum. Wir wurden mit Taschenlampe zum Zimmer gebracht.
Ich schaute mich um. Ich war alleine. Ich quälte meinen verschwitzten Körper aus dem Bett, wackelte durch das kleine Zimmer zur Türe. Das Bungalow war … minimalistisch? Kein Kasten, nur ein Bett, somit war das Zimmer eigentlich voll. Ebenso das Bad: Dusche mit Kaltwasser und die Toilette arbeitete nur Teilzeit. Ich öffnete die Zimmertür und schaute nach draußen. Augenblicklich klappte meine Kinnlade runter. Völlig ungläubig starrte ich auf den Anblick vor mir. Träumte ich? So etwas Schönes gab es im echten Leben ja gar nicht! Ich machte die Augen zu, öffnete sie wieder. Immer noch da. Ich starrte auf das Bild, das sich mir bot: Vor dem Bungalow eine schmale Holzterrasse. Und dann: Sand. Der Bungalow stand direkt AM Strand. Nur wenige Meter entfernt das Meer. Ich schaute mich um. Rechts stand das kleine Restaurant, links noch drei weitere Bungalows. Die Lodge war in einer kleinen Bucht gelegen. Am Strand standen mehrere Kokospalmen und vereinsamt standen noch zwei hölzerne Strandliegen da. Sonst: Nichts. Niemand. Fast weißer Sand, Meer, Palmen, Ruhe. Herrschaftszeiten! Ich war im Paradies gelandet!
„Unglaublich, oder?“, tönte es neben mir. T. saß auf einem Sessel auf der Terrasse. Ich hatte ihn noch gar nicht wahrgenommen, so fasziniert war ich von dem Anblick. Ich konnte nur nicken.
Wir nahmen ein Frühstück mit Meerblick im Restaurant ein. Die Dame im Restaurant war für alles zuständig: Rezeption, Getränke, kochen. Aber gut, wir waren ja auch scheinbar die einzigen Gäste. Zumindest hatten wir bis dahin außer der Rezeptionistin/Köchin/Bardame noch niemanden gesehen.
Danach gingen wir an den Strand. Links in der Bucht in einiger Entfernung konnte man ein kleines Dorf sehen. Dort standen einige Menschen im Wasser und hievten ein Fischernetz aus dem Meer. Das Dorf und die Lodge waren durch ein Waldstück auf einem kleinen Hügel getrennt. Nur vom Strand aus konnte man hinüber sehen.
Wir verbrachten vier wundervolle Tage in Ezile Bay. Stundenlang saß ich einfach nur da und starrte vor mich hin. Konnte kaum glauben, dieses unbeschreiblich schöne Fleckchen Erde gefunden zu haben. Diese unfassbare Idylle! Durch die Einfachheit, die Ruhe und die unbeschreibliche Schönheit der Natur machte sich eine tiefe Ruhe und Entspannung in mir breit. Wenn ich an diese Tage zurück denke, macht mein Herz auch heute noch einen erfreuten Hüpfer.
© Melly Schaffenrath 2020-06-26