Die Frage nach der zweiten intelligenten Spezies unserer Welt ist leichter zu beantworten als die nach der ersten, insbesondere wenn wir die Cuthaltor als die erste Spezies akzeptieren. Kurz nach ihrer Entstehung formte Morpheus, Gott des Schlafs und der Träume, die Fae aus den Träumen, Hoffnungen und Ängsten der Cuthaltor.
Die Fae verkörpern das Chaos in seiner reinsten Form. Sie sind Wesen des Widerspruchs: so abwegig wie Gedanken, so flüchtig wie Träume, und gleichzeitig so beständig wie die Hoffnung und strukturiert wie ein disziplinierter Geist. Sie sind das materiell gewordene Chaos – ein Konzept, das in der menschlichen Sprache oft missverstanden wird.
Chaos wird in vielen menschlichen Sprachen, sei es der Lingua Franca Mercho oder den Bundsprachen Eren, Nordren, Zarat, Teotli, Yamatese oder Anderen, häufig negativ konnotiert. Es wird gleichgesetzt mit Unordnung, Zerstörung und Gefahr. Doch diese Definition greift zu kurz.
Krieg ist Chaos, Rebellion ist Chaos, Liebe ist Chaos, ebenso Entdeckungsdrang, Erfindungen, Sturm und Feuer. Chaos ist das In-Frage-Stellen der Ordnung, des Bekannten, des Vorhersehbaren. Chaos ist das Wagnis, das Sein.
Chaos kennt keine moralischen Kategorien wie Gut oder Böse. Es ist neutral und existiert jenseits dieser Konzepte.
Ebenso wie das Chaos sind auch die Fae keine gute oder böse Spezies. Einzelne Fae mögen zu Handlungen neigen, die wir als moralisch oder unmoralisch empfinden, doch diese Kategorien sind ihnen fremd. In den Worten Al-Rodhans: „Die Fae sind eine amoralische Spezies.“ Sie existieren einfach.
Ihre Heimat sind die Traumlande, die ebenso wie die Fae das Konzept des Chaos verkörpern. Ursprünglich waren die Traumlande und die materielle Welt eins; sie existierten untrennbar miteinander verwoben. Diese Verbindung ermöglichte es nicht nur den Fae, sondern auch anderen Wesen, die aus Träumen geboren wurden, frei zwischen den Ebenen zu wandeln. Die Grenze zwischen Fantasie und Realität war fließend.
Mit der Zeit jedoch begann die Traumwelt sich von der materiellen Welt zu lösen. Was einst alltäglich war, wurde selten und schließlich zu Legenden. Die Errichtung des Reichs der Drachen beschleunigte diesen Prozess.
Die Fae zogen sich zunehmend in die Traumlande zurück, und ihre Präsenz in der materiellen Welt verblasste.
© Aaron Reissner-Goldammer 2024-12-21