von Regine Stanzel
Ich lausche in die Nacht.Die Nacht und ihre Geräusche sind ganz nahe um mich herum.Die Wände unseres Zeltes schützen vor fremden Blicken, aber hören kann man alles, von drinnen und von draußen.Es hat begonnen zu regnen.Es rauscht oben im Laub der Baumkronen, herunten klopfen erst vereinzelt Tropfen an.Die Lampe im Zeltgiebel flackert und faucht.Bald wird das Gas verbraucht sein.Sie hat sicher keine Reservekartusche eingepackt, wie immer.Ich muss ihre Luftmatratze zur Seite schieben.Sie quietscht unangenehm wenn man ankommt.Wie oft habe ich ihr schon gesagt, sie soll eine Neue kaufen.Ein Käuzchen ruft: “Komm mit, komm mit!“. Sterben will ich noch nicht, aber endlich meine Ruhe.Hoffentlich bleibt sie noch lange am See und erzählt den Fischen ihre ewigen Klagen und Sorgen.Fische sind stumm und geduldig. Ich bin mittlerweile auch stumm.Nur kein falsches Wort mehr.Nur Ruhe.Das Blut braust in meinen Ohren, wenn ich zuviel darüber nachdenke.Der Regen trommelt jetzt aufs Zeltdach und Sturm ist aufgekommen.Der Wald ächzt.Das Käuzchen ist verstummt.Ich schiebe die quietschende Matratze ins Freie.Es gibt einen Knall. War das ein Blitz? Ich höre keinen Donner.Aber eine Stimme flüstert mir ins Ohr: “Sie kommt nicht zurück.“
© Regine Stanzel 2021-07-23