La Dolce Vita – die Zugreise

SP

von SP

Story

Während meiner Schulzeit wurde ich eingeladen, mit meinem Schulfreund Leon einige Tage in der Toskana, genauer in Pietrasanta, zu verbringen. Seine Eltern hatten dort seit einigen Jahren ein kleines Ferienhaus gemietet. Ich haderte etwas mit mir, da ich nicht im Bilde war, wie viel der Spaß mich kosten würde, dennoch entschied ich mich mitzufahren. Wir reisten mit dem Zug. Das Ticket war schweineteuer. Um nicht die meiste Zeit allein durch Italien zu gondeln, fuhr ich über den Brenner nach Innsbruck. Ein Umweg. Hier gab es schon die ersten Schwierigkeiten. Beim Umstieg in Franzensfeste änderte sich der Bahnsteig für die Weiterreise. Der Hinweis wurde nur auf Italienisch durchgesagt. Noch im Zug kam ich mit einer Studentin ins Gespräch, die die Strecke öfter fuhr und ein wenig Italienisch sprach. Nochmal Glück gehabt. Sie klärte mich auf.

Leon startete seine Reise in Linz und wir trafen uns am Hauptbahnhof in Innsbruck. Hinein in den Zug und die gleiche Richtung wieder zurück. Um Geld zu sparen, buchten wir keinen Schlafwagon. Am Brenner wurde wieder kontrolliert. Und ich nutzte die Zeit, um zu rauchen.

In Bologna hatte der Zug bereits vier Stunden Verspätung. Und es war mitten in der Nacht. Ich hatte kein Auge zugemacht und nur ein wenig gedöst. Auf dem Bahnsteig sammelten sich Horden von meist schwarzen Männern und Frauen. Nach einer Ewigkeit ging es weiter. Ich hasse Zugfahren. Nach etwas Dösen, es wurde schon hell, stiegen wir in Florenz um. Am Vorplatz des Bahnhofs nutzte ich die Gelegenheit, um endlich wieder zu rauchen. Ein Brunnen aus Marmor kühlte die heiße Morgenluft etwas ab. Am Himmel war keine Wolke zu sehen.

Es ging wieder weiter. Die typische Landschaft der Toskana faszinierte mich schon seit früh morgens.

Irgendwie landeten wir in Massa oder in der Nähe davon und bereiteten uns auf den nächsten Umstieg vor. Wir warteten am Bahnsteig, doch der Zug in die gewünschte Richtung kam nicht. So ging es auch einige Zeit weiter. Ein paar Italiener gesellten sich zu uns. Mittlerweile war es schon kurz vor Mittag. Die Italiener waren schon gut oder immer noch am Saufen. Und keiner von ihnen war recht nüchtern. Einer von ihnen sprach sogar ein wenig Deutsch. Suspekt waren sie mir trotzdem. Wir hatten das Warten satt und fuhren wieder in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Im Zug telefonierte Leon mit seinen Eltern. Und sie versprachen, uns beim nächsten Bahnhof abzuholen. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern.

Wir warteten unter einem Baum. Es war elendig heiß und ich hielt Ausschau nach einem schwarzen A6 mit österreichischem Kennzeichen. Genau pünktlich zum Mittagessen wurden wir nach einer Ewigkeit endlich abgeholt. Meine Reise, die am Vortag um etwa sieben Uhr abends begonnen hatte, nahm am nächsten Tag gegen Mittag endlich ein Ende.

Erst später fiel uns auf, als wir nochmal das Ticket in die Hand nahmen, dass wir das letzte Stück mit dem Bus reisen hätten sollen.

© SP 2020-09-27

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