Michaels erste Freundinnen

Julia hieß sie, Michaels Freundin aus Kindertagen. Sie wohnte in unserer Nähe, hatte viele Geschwister und einen Hund. Der Hund war niedrig gebaut, hatte sehr lange Ohren und einen noch viel längeren Körper – ein Basset. Michael begleitete Julia fast täglich, Händchen haltend, zu ihr nach Hause. Der Hund, der Name fällt mir leider nicht mehr ein, trottete immer gemütlich neben den zwei plaudernden Kindern einher. Dieses Dreigespann bot ein Bild voller Harmonie und hat den Caféhausbesuchern im Nachbarhaus oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Konkurrenz bekam Julia nur, wenn Katharina, die Tochter eines namhaften Bregenzerwälder Künstlers, bei ihrer Tante im Café zu Besuch war! Für Katharina, rothaarig und wild, das Gegenteil zur sanften Julia und schon als Kind mit einem starken künstlerischen Fluidum angehaucht, hätte Michael einiges getan, nur um sie zu beeindrucken! Es ist dann zum Glück bei einem Fahrraddiebstahl, samt Ausfahrt mit der Angebeteten auf dem Gepäckträger geblieben. Die wirklichen Besitzer des Kinderfahrrades konnte ich davon überzeugen, dass es ein einmaliger Ausrutscher war und mein Sohn sonst keinerlei kriminelle Ambitionen hat. Katharina ist später in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und macht ihre Projekte ohne Michael in Wien. Was aus Julia geworden ist, weiß ich leider nicht.

Dann war da noch Cornelia. Sie war herzerfrischend direkt, vorlaut und dominant! Bei Michael hat sie wahrscheinlich wegen all dieser Attribute gepunktet. Er ließ sich von ihr sogar einmal bereitwillig die Haare schneiden und war, im Gegensatz zu mir, mit dem Ergebnis hochzufrieden! Kurzum, Cornelia war die Chefin und Michael war damit nicht unzufrieden. Das mit ihrer Vormachtstellung ist hat sich dann geändert, als Cornelia ein Jahr später als Michael in den Kindergarten kam. Noch an der Hand ihrer Mutter, an Cornelias erstem Kindergartentag, kam von Michael dieser berühmte Satz, den Cornelias Mutter mir später immer wieder erzählt hat: „Cornelia, du hast mir jetzt gar nichts mehr zu sagen, weil ich bin schon länger da als du!“ So geht Emanzipation!

(by Omina)