Probleme nicht Motorisierter

Annemarie Baumgarten

von Annemarie Baumgarten

Story
Gösau; Greifensteine 1998

Donnerstag, 2.7.98, Wanderung nach Gösau. Ich war vorher noch nie in diesem Ortsteil meiner Heimatstadt. Unser Weg führte unter der Autobahnbrücke im Ortsteil Frankenhausen hindurch, vorbei am ehemaligen VEB Monsator. (Produktion von Kohlebadeöfen, Unterrichtstag in der Produktion mit Erlernen des Technischen Zeichnens in der 8. Klasse. Bei einer Wanderung am 31.7.24 stellte ich fest, dass sich jetzt die Fa. UTC auf diesem Gelände befindet.) Wir kamen damals auch am vormaligen Kloster Frankenhausen vorbei, welches inzwischen über mehrere Jahre restauriert wurde und von uns mehrfach besucht wurde. Rast nach Unterqueren der Autobahn bei den Drei Linden. Dann ging es durch den Sahnpark, Einkehr im Forsthaus. Den eingeschlagenen Weg durch den Sahnwald kannte ich noch nicht. Freitag reiste ich ab. Einen Teil der damaligen Wanderstrecke habe ich im Sommer 2024 mit dem Auto und zu Fuß nachvollzogen.

Unser Ziel – die Greifensteine: Am Samstag, 4.7.98, verließen wir zeitig Bett und Haus, fuhren 6.10 Uhr nach Zwickau und 7:11 weiter Richtung Chemnitz, Unterwegs nieselte es. So stelle ich mir richtig schönes Sommerwetter vor! Als den Greifensteinen nächstgelegenen per Bahn erreichbaren Ort hatten wir Schönfeld-Wiesa auserkoren. Ankunft 10.01 Uhr. Die Buslinie nach Ehrenfriedersdorf (E-Dorf) endet samstags in Neundorf. Auch in Schönfeld-Wiesa ging Sprühregen nieder. Uns fröstelte. Um lange zu warten war es zu kühl, die Zeit zu kostbar. Wir dachten, mal ein Stück in den Ort gehen, vielleicht gibt es Hinweise oder die Haltestelle einer anderen Linie. So wanderten wir durch Schönfeld und Wiesa, sahen die Kirche, die Schule, einen Bäckerladen und in der Wartehalle am Ortsausgang einen Gammler. Ich sang ein Mozart-Lied. Der Landstreicher äußerte, er habe selten so schön singen gehört. Wir lachten und liefen auf der Landstraße weiter. Ein Hinweis Thermalbad-Wiesenbad, wo mir morgens und auch auf einer Urlaubsreise schon mal durchfuhren. Mit dem Autoverkehr ging es noch. Unsere Straße bog nach links ab. Langsam ging es bergauf. Eine weitere Bushaltestelle, dieselbe Linie. Ein Paar kam links aus dem Wald, lief eine Weile vor uns und verschwand nach rechts (Ferienheim). Ortsanfang Neundorf. An jeder Haltestelle lasen wir die Fahrpläne. Als wir Neundorf durchschritten hatten, fuhr rechts abbiegend der dort endende Bus vorbei. Wir waren auf freier Landstraße. Der Himmel war ziemlich dunkel. In der Stimmung meines Vaters zogen langsam Gewitterwolken auf. Kurz vor der Einmündung der Fernverkehrsstraße in eine andere drehte ich mich um und machte Vati auf das von der Höhe zu sehende Panorama aufmerksam. Wir waren abgekämpft. An der Kreuzung kamen gerade Vertreter einer von Zwickau aus stattfindenden Sternfahrt mit Autoveteranen vorbei. So alte, funktionsfähige Fahrzeuge sieht man selten. War der Tag schon mal nicht ganz umsonst! An der „neuen“ Landstraße ein erster Hinweis: E-Dorf. Wir passierten den ehemaligen Gasthof „Zum kalten Muff“, dessen Fenster mit Pappe vernagelt wagen, und schlugen einen Waldweg ein.



© Annemarie Baumgarten 2024-08-02

Genres
Reise
Stimmung
Informativ, Angespannt