Rastlos

Lasse Fischer

von Lasse Fischer

Story

Freddy galt schon immer als ein Ausnahmetalent. Er war außergewöhnlich sportlich und außergewöhnlich klug. Gepaart mit seinem außergewöhnlich guten Aussehen war er stets der Teenieschwarm auf jeder Party gewesen. Auch bei seinen männlichen Mitschülern kam er gut an, ihm schienen von jeher alle Türen offenzustehen.

Sein bester Freund Markus begleitete ihn schon seit der Grundschule, die beiden waren früher unzertrennlich gewesen. Bis vor Kurzem war das auch noch so gewesen. Nun sah er Markus nicht mehr.

Markus hatte ihn einst gewarnt, dass es dazu kommen könnte. Freddy hatte nur gegrinst, er konnte seinen besten Freund damals nicht richtig ernst nehmen. Nun war es zu spät.

In besonders einsamen Nächten dachte Freddy oft an die alten Zeiten, er wusste selbst aber nicht genau, was er daran vermisste. Es waren einfach nur Gedanken an eine glücklichere Zeit. Seit seine Eltern sich vor 2 Jahren hatten scheiden lassen, hatte Freddys scheinbar perfektes Leben einen Knacks bekommen. Damals hatte er die falsche Ausfahrt genommen, um sich von seinen Sorgen zu befreien.

Markus hatte ihm damals von Anfang an davon abgeraten, zu Drogen zu greifen. „Fängst du einmal damit an“, hatte er gesagt, „wirst du sie nie mehr los.“

Doch Freddy hatte diesen Weg bereits eingeschlagen. Hatte die Auffahrt genommen, die ihn auf eine Autobahn führte. Eine Autobahn ohne Ausfahrt, deren Raststätten sinnlos wirkten. Das Gefühl auf der Überholspur vorbeizuziehen, half ihm kurzzeitig, seine Gefühle zu unterdrücken. Doch innerlich zerstörte er sich immer mehr. Verlor immer mehr die Kontrolle über sein Fahrzeug.

Für Außenstehende ist es leicht, die Ausfahrten zu sehen, dass der Fahrer selbst aber oft zu schnell ist, um diese zu erkennen, verstehen sie meist nicht.

Als Markus eines Abends bei Freddy vorbeigekommen war, um ihm die Nachricht mitzuteilen, hatte dieser fast nichts mitbekommen. Er war mal wieder in seiner eigenen Welt unterwegs gewesen. Das war das letzte Mal, dass er Markus gesehen hatte. Dass er ihn allerdings so schnell wieder besuchen würde, hätte er sich niemals vorstellen können. Für heute hatte er deshalb die Raststätte genommen, für seinen besten Freund.

Traurig legte er die Blume, die er mitgebracht hatte, neben den Grabstein, drehte sich um und ging.

© Lasse Fischer 2025-02-15

Genres
Romane & Erzählungen