#Schweinehund

neli

von neli

Story

Eine Woche, dreimal Action: Laufeinheit, Power Plate, Ergometer und wieder von vorne. Das wäre der Plan. Aktuell kann festgestellt werden: Pläne sind dazu da, um über den Haufen geworfen zu werden, und – ich bräuchte längere Wochen!

Weiß der Kuckuck, es geht sich nicht aus.

Wobei – wenn ich (ganz ernsthaft) nicht kann, weil zu geschafft, zu viel zu tun, Enkelkerlchen da, dann denke ich scheinheilig wehmütig: „Ach, heute wäre Laufen dran gewesen. Geht aber leider grad gar nicht“, und wenn ich Zeit habe, verdüstert sich kurzfristig mein Gemüt. Es gibt so gut wie kein Entkommen.

Bei der Power Plate hält sich das schweinehündische Geifern in Grenzen. Die habe ich im Keller stehen und kann den Sack mit dem SUP, kombiniert mit erbaulichen Vorstellungen vom See anschmachten, während es mir den Schweiß aus den Poren schüttelt.

Am Ergometer überliste ich mich erfolgreich selbst, indem ich ein Tablet vor der Nase habe, während ich dahinzapple. Kein Spiel kann so dödelig sein (ein Hoch dem ultimativen Zockergen), dass es mich nicht trefflichst ablenkt, von dieser (scheinbar) unendlich öden und irgendwie sinnbefreiten Treterei am Platz. Aber das Laufen!

Keine Ahnung, was ich verkehrt mache, aber der Schweinehund heult mehrstimmig, wenn es so weit ist. Dabei weiß ich theoretisch haargenau, wie es geht.

Die Arme angewinkelt am Körper, in Vor- und Rückwärtsbewegungen mitschwingend, Oberkörper leicht nach vorne, Becken stabil halten und nicht zu lange Schritte. Federnd, die Kraft aus den Beinen holend.

All das versuche ich, würde mir aber wesentlich leichter tun, wenn ich wüsste, wo genau sich die Kraft in meinen Beinen versteckt hält.

Der erste Kilometer zieht sich. Bei ungnädiger Witterung gibt es einen Schatten. Laaaaaaang und sowas von statisch, meine Herren! Wobei – die Herren schauen immer sehr interessiert, wenn sie meiner ansichtig werden. Ich kann aber nie beurteilen, ob es ihnen um Fahrgestell oder Performance geht. Allmählich kommt bei mir das Kopfkino in Gang. Ich nenne es ‘erbauliche Gedanken denken‘. Die haben immer damit zu tun, dass ich mir vorstelle, wie ich unser Mehrgenerationenhaus bauen und einrichten würde und ab jetzt kommt Schwung in die Sache. Plötzlich läuft es. Läuft sie. Einfach ein Bein vor das andere. Klar, dass ich ein Gespräch mit dem Architekten locker vor mich hin monologisieren könnte. Wer wird sich denn bis knapp vor die ultimative Sauerstoffschuld verausgaben? Ich garantiert nicht, wenn es anders auch geht.

Vernehme ich nur mehr schwaches Winseln aus dem Inneren? Auch gut, denn mittlerweile wittert das Rennpferd in mir den Stall und auf den letzten zehn Metern entlang der vertrauten Häuserreihe gebe ich alles und lege einen Schlusssprint wie aus dem Lehrbuch hin. Das Sahnehäubchen ist dann, wenn der Nachbar beim Plauscherl über den Zaun meint: „Heute habe ich dich laufen sehen (genüssliches Zungenschnalzen). Weit ausholende federnde Schritte – echt toll!“

Preisfrage: Start oder Ziel?

© neli 2021-04-13

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