Self-Publishing

Sonja Runtsch-Dworzak

von Sonja Runtsch-Dworzak

Story

Schreiben ist Leidenschaft. Wir Schreiberlinge wollen uns ausdrücken, wollen zu Papier bringen, was uns bewegt, berührt, aufregt, worüber wir uns Gedanken machen. Oder aber, wir wollen einfach nur eine Story erzählen, die fesselt, Spannung und Nervenkitzel erzeugt. Geschichten, in denen wir uns aufgehoben oder verstanden wissen. Also setzen wir uns hin und entwerfen Konzepte, skizzieren Mind Maps mit unseren Ideen und lassen unserer Fantasie freien Lauf. Seite für Seite wird befüllt, Kapitel werden zusammengestellt, wir nehmen an Webinaren teil, um tough zu sein, in dem, was wir tun wollen. Aber was wollen wir tun? Wir wollen ein Buch herausbringen -Fantasy, Liebesromane, Krimis oder Lyrik- egal, wir haben das Bedürfnis, uns mitzuteilen. Ehrlich, als ich jung war, wäre ich nie, auch nur annähernd, auf die Idee gekommen, etwas niederzuschreiben, was vielleicht andere lesen können oder wollen. Tempus fugit, man wird älter, reifer, Interessen beginnen sich zu verändern. Und eines Tages sitzt man vor dem Computer und klopft Worte in die Tastatur.

Ist dann das Manuskript fertig und man seufzt erfreut auf, weil ĂĽber dreihundert Seiten ein erfolgreiches Ende gefunden haben, ja dann beginnt erst der anstrengende und frustrierende Teil von uns Autorinnen und Autoren, hinter denen kein namhafter Verlag steht. Der Buchmarkt ist unendlich wie das Firmament. Literarische Sterne gehen auf, von denen viele auf Neudeutsch durchaus gehypt sind, weil Verlage mit Vertretern von Buchhandlung zu Buchhandlung eilen, um die neuesten Werke an Interessenten zu bringen. Teilweise wachsen die Neuerscheinungen wie Pilze vom Boden bis zum Verkaufstisch. Ich frage mich ernsthaft, was die Qualität der ĂĽber siebzigtausend BĂĽcher, die jährlich erscheinen, ausmacht. Namhafte Autoren werfen fast dreivierteljährlich neue BĂĽcher auf den Markt. Hat man-ich sage einmal- drei von diesen BĂĽchern gelesen, dann stellt man Wiederholungen in Metaphern und Wortstil fest. Aber sie werden gebetsmĂĽhlenartig angeboten und verkauft, egal ob kreativ, gedankenschwer oder als Tralala- Literatur. Self-Publisher mĂĽssen deshalb nicht weniger qualitativ, inhaltlich wie auch sprachlich, den bekannten Autoren nachstehen. Der einzige Unterschied liegt darin, dass sie nicht zur Kenntnis genommen werden, weil ihre BĂĽcher in keinen Auslagen sichtbar sind. NatĂĽrlich können ihre BĂĽcher online und im stationären Buchhandel bestellt und gekauft werden- aber, so stelle ich mir die Frage – Wer kann von ihnen erfahren? Sicher, es gibt Social Media wie instagram, facebook, pinterest und wie sie alle heiĂźen, wo das eigene Buch beworben werden kann und muss. Doch sein Buch in einer Buchhandlung zu finden, ist eine schöne und freudvolle Erfahrung, die Self-Publishern leider vorenthalten wird.

Story One Bücher -hat jemand sie tatsächlich schon in einem Geschäft gesehen. Wo liegen sie auf? Wer erfährt von den unzähligen Autor*innen, die liebevoll ihre Stories zusammenstellen? Nur diejenigen, die online bestimmte Namen recherchieren, alle übrigen verglühen als Sternschnuppen in den Sphären eines unüberschaubaren Büchermarktes. Sind deren Bücher weniger lesenswert- Mitnichten!



© Sonja Runtsch-Dworzak 2023-06-26

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Reflektierend
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