von CTMiller
Mord? Totschlag? Wo ist schon der Unterschied? Ob ich nun geistig verwirrt war oder nicht. Es kommt das gleiche dabei raus. Wenn das Blut an meinen Händen ist, bin ich der Schuldige. Denk doch nach. Denk nach. Denk nach! Leise! Sei ruhig! Lass mich in Ruhe! Hör auf zu reden! Die Stimme lässt nicht locker. Tod. Töten. Blut. Sie sehnt sich nach dem GefĂĽhl jemandem weh zu tun. Aber war es falsch? Hatten sie recht? Drehe ich durch? Seid leise! Schrie ich. Tod. Töten. Blut. Nein, nein, nein, so kann das nicht weitergehen. Ich stand auf und nahm meinen Hut von dem Ständer. Ich muss hier raus. Da wird man noch ganz wahnsinnig. Ich trat vor die TĂĽr und atmete die Waldluft ein. Es war ruhig. Die Stimme war weg. Diese Olle hätt mich ja wenigstens in Ruh lassen können, aber nein, sie spukt weiterhin in meinem Kopf rum. Ist das fair? Sag’s mir! Ist das fair? Ruhe. NatĂĽrlich jetzt antwortet sie nicht mehr, die Olle. Du hast doch n‘ Schlag! N‘ Schlag hast du. Meine Schritte wurden schneller und irgendwann rannte ich. Mir schlugen die nassen Ă„ste ins Gesicht, aber meine Beine bewegten sich immer schneller. Ich rannte und rannte und rannte. Ich rannte und rannte und wurde immer schneller. Die Bäume ĂĽber mir bogen sich zusammen. Enge. Ich konnte nicht atmen. Meine Kehle drĂĽckte sich zusammen. Mein Herz pochte. Noch gerade so konnte ich mich halten. Vor mir war eine Klippe. Ich war am Rande der Klippe. Was ich nicht aufgezählt hatte, war Selbstmord. Wie kommen Menschen dazu? Warum sollten sie sich umbringen? Dir wurde ein Leben geschenkt und du wirfst es weg? Du kannst das Problem auch anders lösen. Wenn du mich so sehr hasst, tu es! Tu es endlich! Töte mich! Ich drehte mich um und hinter mir stand sie. Die Olle. Was willst du? Ich habe dich doch schon längst getötet. Wieso soll ich es nochmal machen? Weil du es willst. Ich wär nicht hier, wenn du es nicht nochmal tun wollen wĂĽrdest. Ich zog meine Brauen zusammen. Du willst, dass ich es nochmal tue, nicht ich. Du bist mein Hirngespenst. Du bist die Stimme in meinem Kopf. Wegen dir kann ich nicht schlafen. Wegen dir lieg’ ich jede Nacht wach. Jede Nacht seit 20 Jahren. Was willst du von mir?! WAS?! Tu es. Sie schritt auf mich zu und ich wich ihr mit jedem Schritt aus. Lass mich! Tu es! Und noch einen Schritt nach hinten und noch einen. Ich griff in meine Tasche und spĂĽrte etwas hartes, kaltes unter meinen Fingern. Ich umklammerte es und zog es aus ihr heraus. Dann hielt ich es vor meine Brust und zielte auf sie. Bleib weg. Schrie ich. Tu es! Sagte sie bis ihre Brust direkt am Lauf war. Ich blickte in ihre Augen, wunderschöne Augen, die mich nur anlogen. Du hast mich nur angelogen. Du MiststĂĽck. Du wirst es bereuen. Sie lächelte mich an. Du auch. Und du wirst nur noch an mich denken, das wird deine größte Strafe sein. Sei leise! Sie redete weiter. Ich legte meinen Zeigefinger in den AbzugsbĂĽgel und langsam wurde der Gedanke immer schöner einfach abzudrĂĽcken. Sie redete und redete und ich konnte ihre Stimme nicht mehr nicht hören. Bang. Endlich war es leise. Ich lächelte, als ich den leblosen Körper meiner Frau auf dem Boden sah. Ich werde immer da sein. Du wirst meine Stimme immer hören. Nein, nein, nein. WofĂĽr hab ich das alles getan? Damit ich deine dämliche Stimme nicht mehr hören muss! Ich kniff meine Augen zusammen und als ich sie wieder öffnete, sah ich wieder die weiĂźen Wände um mich herum. Nein, nein, nein. Doktor, er muss das Mittel nehmen. Er dreht völlig durch. Warten Sie noch. Das Experiment ist noch nicht fertig.
© CTMiller 2023-12-28