von freudentanz
Es war sonnig, für einen kurzen Moment lang sah es so aus, als würde der langersehnte Frühling beginnen.
Sie war 15. Vielleicht war sie vorher im Zimmer spielen, vielleicht wollte sie in einen Park gehen oder ihre Freunde besuchen. Vielleicht konnte sie es kaum erwarten ihr Lieblingsessen von Mama zu essen, und mit ihrem Papa Karten zu spielen. Vielleicht wollte sie Ärztin werden oder Stewardess. Vielleicht war sie in jenem Moment glücklich und zufrieden.
Bis die Erde zu beben begann.
Ich frage mich oft, was in einem Menschen in so einem Moment vorgehen muss. Welche Angst muss sie gehabt haben, als die Mauern um sie rüttelten und zusammenfielen wie ein Kartenhaus.
Und sie in die Tiefe mitrissen.
Was muss ihr Vater durchmachen, seitdem er erfahren hat, dass seine Tochter in dem Haus war, dass jetzt nur mehr Schutt und Asche ist.
Welche Panik musste ihn durchzucken. Wie sehr musste er gebetet haben, dass sie verschont bleibt.
Welche überwältigenden Gefühle mussten ihn erdrücken, als er ihre tote Hand festhielt. Ohnmacht, Trauer und Schock, weil er sein Fleisch und Blut verloren hat. Von einer Sekunde auf die andere.
Für immer und ewig.
Dass er vor dem materiellen Nichts steht, ist weniger schmerzhaft als die Tatsache, dass seine Welt zusammengebrochen ist.
Nichts wird mehr so sein wie vorher.
Ich kann die Trauer nicht in Worte fassen, die sein Bild in mir heraufbeschwört. Ein Bild auf dem ein gebrochener Mensch sitzt und die Hand der in Trümmer liegenden Tochter hält. Ich werde beim Hinsehen jedes Mal schwindlig vor Schreck, fühle mich erschlagen, wenn ich an ihn und seinen Schicksalsschlag denke.
Und von tausenden anderen.
Es bleibt die Hoffnung, die wir diesen Menschen geben können. Mit Taten, Maßnahmen, Spenden. Gebeten.
Helfen wir den Menschen, die diese Tragödie erleben. Für neue Hoffnung.
© freudentanz 2023-02-17