von Marcela
Ich war 10 Jahre, als mir meine Mama das erste Harry Potter Buch ins Zimmer legte mit den Worten, “Wenn dir Twilight gefällt, wirst du Harry Potter lieben.” Ich, damals großer Twilight Fan, wollte ihr nicht glauben, dass es etwas Besseres gab als die Bis(s)-Bücher. Spätestens nach den ersten paar Seiten wurde mir aber bewusst, dass ich hier etwas ganz Besonderes in den Armen hielt. Innerhalb weniger Tage hatte ich alle 7 Teile durchgelesen und mich unsterblich in die Geschichte verliebt.
Bis heute lässt mich die Faszination für Harry Potter nicht mehr los. Es ist mittlerweile ein festes Ritual für mich geworden, alle zwei Jahre im Februar die Harry Potter Bücher durchzulesen. Warum gerade Februar? Da waren damals Schulferien und ich hatte den ganzen Tag Zeit. Ich war immer so gefangen in den Büchern, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte.
Ich habe die Harry Potter Bücher sicher schon 10 mal gelesen und liebe es, über die Geschichte, die Charaktere und die Häuser zu diskutieren. Mittlerweile besitze ich auch schon einiges an Fanartikel wie Pullis, Socken, Schals, einen Zauberstab und Poster.
Als ich für mein Studium vom Land nach Wien zog, kannte ich dort niemanden. Ich fühlte mich schrecklich einsam. Um neue Menschen kennenzulernen, begann ich, regelmäßig in ein queeres Café zu gehen. Die ersten paar male kostete mich das immer große Überwindung, da ich dort niemanden kannte. Gerade zu Anfang fühlte ich mich ausgeschlossen, weil sich alle schon gut kannten. Immer wieder wurde über ein gemeinsames Erlebnis oder über eine Person, die ich nicht kannte, gesprochen.
Trotzdem kam ich immer wieder, etwas an diesem Ort und diesen Menschen faszinierte mich. Beim vierten mal trug ich zufälligerweise einen grauen Harry Potter Pullover, auf dem die markante Brille von Harry mit seiner Blitznarbe abgebildet war. Da ich sehr zeitig dran war, war außer Carmen und mir noch niemand im Lokal. Kaum hatte ich meine Jacke ausgezogen, fragte Carmen mich: “Wie cool, du bist Harry Potter Fan?” Begeistert begannen wir über Harry Potter zu sprechen. Es kamen immer mehr Leute zu unserem Tisch dazu, jeder einzelne davon hatte Harry Potter auch gelesen und so wurde die Anzahl an Menschen, die sich mit vollem Engagement am Gespräch beteiligten, immer größer. Munter wurde über die verschiedenen Häuser, die Lieblingscharaktere und den Lieblingsband geredet. Das war das erste mal, dass ich mich dort so richtig gut in das Gespräch einbeziehen habe können. Als das Gespräch sich dann anderen Thema zuwandte, merkte ich, dass ich auch dazu etwas zu sagen hatte.
Als ich die nächste Woche wieder in das Café kam, hatte sich etwas geändert. Plötzlich war ich nicht mehr die Neue, die nicht mitreden kann. Jetzt war ich eine von ihnen. Ich gehe bis heute jede Woche in dieses Café und liebe es, mich mit den lieben Menschen dort auszutauschen.
Und so half Harry Potter mir dabei, neue Freunde zu finden.
© Marcela 2021-11-10