von retep
Das Leben mit meinem Vater und wie ich ihn in der Sahara traf (Teil 2)
Er unterrichtete mich im Konservieren seiner geliebten Expeditionsfahrzeuge, seiner „treuen Weggenossen“, wie er diese zu nennen pflegte. Dem richtigen Umgang, der Pflege und Restaurierung seiner Fahrzeug-Veteranen galt neben dem Wald seine zweite Leidenschaft. In vielen gemeinsamen Stunden lehrte er mich Natur- und Technik-Historie. Heute bin ich ihm dafür sehr zu Dank verpflichtet.
In Semesterferien konnte ich mit ihm weite Reisen unternehmen, er nahm mich gerne, „als Belohnung für Deine Dienste“, mit, dabei lernte ich die Dynamik von Gruppenreisen kennen. Die Fahrten führten ans Nordkap, nach Russland, ins Hochland der Anden, an den Amazonas und nach Nordafrika. (BILDER dazu)
Mein Vater war zu jener Zeit vornehmlich als Konsulent im Dienste eines deutschen Fernreise Unternehmers tätig. Der Bus-Tourismus erhielt in den 1960-er Jahren eine neue Komponente durch die Erfindung des sogenannten „Rotel“ durch einen bayrischen Busunternehmer.
Früher fuhren Busgesellschaften von Hotel zu Hotel, nun zogen sie ihre Betten und eine Küche im Anhänger des Busses hinter sich her. Expeditionsartige Fernreisen abseits fixer Unterkünfte wurden dadurch möglich. Man fuhr soweit man wollte und suchte sich ein geeignetes Nachtlager. Unter der Leitung meines Vaters, als ausgewiesener Orientfachmann, entstanden Projekte für Pionierfahrten in den Nahen Osten oder bis nach Indien. Natürlich konnte es nicht lange dauern, bis auch die Durchquerung der Sahara zum Wunsch der reisefreudigen Deutschen wurde.
Eines Tages hatte ich die Gelegenheit als Helfer der Fahrer an der Nord-Süd Durchquerung der Großen Wüste teilzunehmen. Da es noch keine Doppelachser-Busse gab, musste stets ein geländegängiges Begleitfahrzeug zur Stelle sein, wenn die Busse versandeten. Ein Hauch von kalkulierbarem Abenteuer blieb so erhalten.
Die Reise war voller Höhepunkte, nicht nur in landschaftlicher Hinsicht, auch ein Auf und Ab von verkehrstechnischen Abläufen war an der Tagesordnung. Ein Bus, der sich verfahren hatte, wurde „eingefangen“ und wieder auf den rechten Weg geführt, versandete Kupplungen gereinigt, hakende Getriebe wieder auf Vordermann gebracht. Alle Schwierigkeiten konnten auf diese Weise gut bewältigt werden.
Das schönste Erlebnis mit meinem Vater erfolgte im Norden der Großen Wüste. Vater war unterwegs in Tunesien, ich kam nach glücklicher Durchquerung der Sahara von Süden. Wir wussten wohl, dass wir beide in derselben Gegend unterwegs waren, ein Treffen hätte aber nicht organisiert werden können.
Das Schicksal wollte es, dass wir am gleichen Tag und zur gleichen Stunde auf derselben Piste fuhren ….
Ein aufmerksamer Mitreisender hat geknipst, als wir uns in die Arme fielen!
© retep 2019-04-27