von Brigitte Böck
Es ist so kalt auf unserer Erde geworden, aber oft finde ich Feuer, die mich wärmen. Und so setze ich mich zu euch und will euch erzählen, wie lange es gedauert hat, bis ich selbst in der Lage war, ein Feuer in mir zu entzünden. Besser gesagt wurde in mir ein Feuer entzündet, denn das Glimmen war immer schmerzhaft spürbar. Lange habe ich die Wärme draußen gesucht und auch gefunden, bei meinen Töchtern, bei meinen Zwergen, in der Hospizarbeit, aber es war wie ein Spiegel. Immer kam die Wärme über andere Menschen und wärmte mich, manchmal war es meine Begeisterung, die den Funken in mir zum Glühen brachte.
Meine Voraussetzungen waren nicht die Besten. Aufgewachsen in einem streng christlichen Elternhaus, in dem Gott benutzt wurde, um die machtbesessenen Wünsche des Vaters zu erzwingen, Gewalt, Strafe und Schuld hatten auf meine Kinderseele eine zerstörerische Wirkung und die sonntäglichen Gottesdienste in einer pietistischen Gemeinde taten ein Übriges.
All das ließ ich hinter mir und versuchte, mir ein eigenes Leben aufzubauen. Ich wollte eigene Kinder und heiratete mit 19 Jahren den ersten Mann, der sich für mich interessierte und vor dem ich keine Angst hatte. Ein großer Irrtum, aber aus der Not geboren, ich wusste nicht, was Liebe ist, und so folgte nach 7 Jahren die Trennung. Ich liebte meine Töchter, meine Arbeit mit Kindern, engagierte mich politisch und sozial und vergaß dabei mich selbst. In stillen Stunden war diese Sehnsucht immer da und sie hinterließ unbewusst einen chronischen Hunger. Meine Suche nach Gott ließ mich leer zurück, den Gott meiner Kindheit wollte ich nicht mehr und einen Anderen kannte ich nicht.
Vor fast 5 Jahren hörte ich von Jesus und neue Hoffnung keimte in mir auf. Er war Mensch geworden und für mich vorstellbar und ich begann, zu beten. Der Funke in mir begann erneut zu glühen und ich wuchs hinein in diese Liebe und sie war so ganz anders, als alles, was ich kannte. Viele Irrtümer musste ich loslassen, es ging in mir auf und ab, aber es bildeten sich Wurzeln, die mich nährten und das Wort Urvertrauen bekam eine heilende Wirkung
Dann kam der Krebs und sagte STOP! Es war eine Zeit der Angst, der Schmerzen, der unsagbaren Schwäche, aber ich hatte ein Fundament, meinen Freund Jesus, dem ich vertraute. Ich bekam Hilfe von innen und von außen, jedoch fielen alle Aktivitäten und Ablenkungen weg und ich hatte Zeit, viel Zeit! Ich wurde operiert, lehnte alle weiteren Behandlungen ab und nutzte diese Phase zum inneren Wachsen und Reifen, zum Weg nach innen.
Ich bin dankbar für diesen Eingriff in mein Leben, ich habe eine zweite Chance bekommen und blicke dankbar zurück. Ich konnte Frieden schließen mit meiner Vergangenheit und bin heute viel freier, trotz der körperlichen Einschränkungen. Sie mahnen mich, auf dem Weg zu bleiben und zu erkennen , was im Leben wichtig ist. Ich habe gelernt, mit den Verlusten umzugehen, und es ist eine tiefe Freude in mein Leben gekommen. Heute lebe ich durch Glaube, Liebe und Hoffnung.
© Brigitte Böck 2020-11-12