Zweiter Frühling in Schweden

Gerda Greschke-Begemann

von Gerda Greschke-Begemann

Story

Sind es wundersame blaue Seen oder hat das Meer in eisigen Vorzeiten mit langen Fingern ins Land gegriffen? Wasser leuchtet immer wieder durch die lockeren Wälder, wo riesige grauweiße Steine zwischen ergrünenden Bäumen aus dem Waldboden ragen und unzählige Birken ihre hellgrünen Kleider über lichtes Gezweig breiten. Die Felsen sind rund geschliffen von der Erdgeschichte, doch in uralten Runzeln hat sich Humus gebildet, Samen sind gekeimt und es scheint, als ob mancher Baum geradewegs aus dem Felsen herausgewachsen ist. In der offenen Landschaft sind rostrote Schwedenhäuser verteilt, mit Erkern und Balkonen ruhen sie gemütlich in frischen Wiesen. Die Frühlingsblumen leuchten hier noch, kleine Wasserläufe spenden Lebenssaft. All das Schöne badet in freundlichem Sonnenschein, tankt neue Wärme und schenkt Motive wie aus einem zauberhaften Bilderbuch. Man erkennt, wo die Fliederdolden und die Kastanienkerzen bald bunt aufgerichtet stehen werden; die Obstbäume aber strahlen bereits in voller Blütenpracht. Zu Hause ist die Frühlingsblüte schon vorbei.

So erlebe ich dieses Jahr einen zweiten Frühling; er ist aufregend und liebevoll. Ich fahre durch ein wunderschönes Bullerbü-Land, so freundlich und aufgeräumt sauber; man mag sich nicht vorstellen, dass hier böses entstehen könnte. Die Rapsfelder beginnen zu blühen, ein noch satteres Gelb spenden Blütenmeere aus Löwenzahn und Hahnenfuß in den üppigen Wiesen, hellere Schlüsselblumenteppiche setzen Licht hinein. Dies ist das Land von Pippi Langstrumpf, kraftvoll, doch zugleich zart, warmherzig und zugleich mutig. Die Türen der Villa Kunterbunt, in der ich ein Zimmer gemietet habe, stehen offen, man schließt nicht ab.

© Gerda Greschke-Begemann 2022-05-23

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