Drei in einem Bett

Auf der Burg Güssing treten Erwin Steinhauer & klezmer reloaded extended auf! Seit 2023 leitet Andreas Vitásek hier den Kultur Sommer. Während der Fahrt zum Konzert am 11. Juli sehe ich das linke Viertel eines prachtvollen Regenbogens und den Ansatz eines schüchternen zweiten solchen. Was für ein schöner Start in diesen Abend! Das muss sich ausgehen, einen Moment anzuhalten und in andächtiger Bewunderung zu verharren. Schlussendlich reiße ich mich los und fahre, zwei Abschneider über Ungarn nutzend, weiter. Die Vorstellung beginnt erst um 20:30 und es dunkelt schon. Mein Auto lasse ich am Hauptplatz stehen und mache mich auf in Richtung Lift. Der ist außer Betrieb, aber es gibt, zu meiner Erleichterung, einen Taxidienst. Den zwar kurzen aber steilen Weg zur Freiluftbühne hinauf mag ich heute nicht gehen. Es hat bloß 16° C und zu meiner Freude sehe ich einige Decken auf den Sitzplätzen liegen.

Das Motto des Abends lautet: “Ihnen zuliebe… Ein Abend im Café Benatzky & Leopoldi”. Dabei werden deren Leben und Karrieren einander gegenüber gestellt. “Ach Luise”, “In der Barnabittengasse”, “Der Mann am Klavier”, … begeistern das Publikum und mich. Wunderbar bereichert fahre ich bei nicht mehr ganzem Vollmond nach Hause. Inzwischen hat es nur mehr 14,5 °C und ich bin dankbar, dass mein Auto brav heizt. Daheim werde ich von meiner Hündin Lotte stürmisch begrüßt. Das Alleinsein ist für ein Rudeltier nicht lustig, in geringen Dosen muss sie das aber kennen. Mein Blick schweift zur kleinen Gänsefamilie, die wie immer vor dem Nebeneingang übernachtet, da packt mich der Schrecken! Eines der knapp drei Wochen alten Gössel bemüht sich aufzustehen, kann aber nicht. Jetzt muss mir blitzartig etwas einfallen.

Unter wütendem Protest von Sir Erpel und Schwurblerinchen, den stolzen Eltern, nehme ich das Kleine in die linke Hand. Dass es sich nicht wirklich wehrt und nur wenige Hilferufe von sich gibt, beunruhigt mich. Wenn ich meinen rechten Arm so halte, dass es sein Köpfchen darunter verstecken kann, hält es still. Damit ich mich umziehen kann, soll ein frisches Aufwischtuch als Unterlage für das Gänschen, ein Stück altes Flanell zum Zudecken dienen. Schnell, schnell, sonst zappelt es wieder! Nur in meiner Hand bleibt es ruhig. Dann begebe ich mich zu Bett. An meiner linken Seite lege ich das Kleine auf das Tuch und decke es mit dem Flanell zu. Was tut man nicht alles, um zu Weihnachten einen saftigen zarten Braten auftischen zu können! Wir zwei liegen friedlich im Bett, da kommt mein Kater Felix. Erst kontrolliert er, wer denn seinen Platz besetzen würde. Ein scharfes Nein meinerseits lässt die in seinen Augen aufflackernde Jagdlust wieder erlöschen. Dann rollt er sich auf seinem Lieblingsplatz oberhalb meiner Schulter ein und startet ein großes Schnurrkonzert, bis er einschläft. Lotte wäre Nummer vier im Bett, aber sie hat ihr eigenes daneben stehen. Die Wärme hat dem Gössl gutgetan: am Morgen protestiert es schon eifrig gegen mich. Also setze ich es zu seiner Familie, was eine große Begrüßungszeremonie auslöst. Gott sei Dank sind die folgenden Nächte wärmer und mein Bett gehört wieder nur Felix und mir.