Eisenach, Wartburg, weiter nach Weimar

Annemarie Baumgarten

by Annemarie Baumgarten

Story
Erfurt, Eisenach, Weimar 1994

Wir fuhren anderntags per Bus bis Hohe Sonne (ehemaliges Wirtshaus), 6 km von Eisenach entfernt. Laut einer Folge “Rucksack” des MDR 1998 oder 1999 stand hier vorher ein herzogliches Jagdschloss, das auf dem Türmchen als Dachreiter eine Sonne trug. Weiter ging es per Bimmelbahn (ohne Schienen). Man hätte auf einem Esel zur Wartburg (um zwei Höfe gruppierte große Burg, errichtet in verschiedenen Bauepochen) reiten können. Wir liefen nach oben und aßen im Hotel auf der Wartburg Lachs mit Gemüsebeilage. Dann warteten wir lange auf eine Führung durch die im 11. Jahrhundert gegründete Burg. Es gab sehr viele Interessenten und eine begrenzte Führungskapazität. (Hohe Luftfeuchtigkeit schaden den Räumen und Gemälden.) Wir hörten vom Bau der Burg, von Ludwig dem Springer, dem Sängerkrieg auf der Wartburg, die im 12./13. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum der ritterlichen Kultur war; und dem Wartburgfest von 1871. Besichtigt haben wir den Palas mit Rittersaal, die Elisabeth-Kemenate, den Speisesaal, das Landgrafenzimmer, den Sängersaal, die Elisabeth-Galerie und die Lutherstube, wo der Reformator 1521/22 das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzte. Neben der Eselstation, die Esel wurden gerade wieder in den Stall gebracht, an dem ihre Namen angeschrieben stehen, warteten wir auf den Bus, der uns zurück nach Eisenach brachte.

Wir reisten von Erfurt über Vieselbach und Hopfgarten direkt nach Weimar (WE) weiter. Ein Taxi brachte uns zur Pension “Flurblick”, Am Sportplatz 15. Die Straße wurde gerade gebaut. Bauarbeiter schimpften und wollten das Taxi nicht durchlassen. Das Quartier war schön. Vier Übernachtungen kosteten 380 DM. Wir erfuhren am Anreisetag aus den Nachrichten, dass Erich Honecker verstorben ist. Als Schüler der 8. Klasse brachten wir nach dem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald wenig Interesse für die Stätten großer Dichter und Denker auf. Wir versuchten lieber, Sachen zu beschaffen, die wir bei uns im Ort, planwirtschaftlich bedingt, nicht bekamen, z. B. Stiefel. Was will man in so wenigen Stunden auch besichtigen?

Sämtliche Erkundungen begannen 1994 in Weimar mit einer Busfahrt. An der Hauptstraße unweit vom Hotel ist der Ort zu Ende und die Richtung Umpferstedt ausgeschildert. Im Goethehaus (Eintritt 8 DM) mit vornehmem Empfangsbereich war großer Trubel. Beim Durchschreiten der Privatgemächer war die Schließzeit nahe. Im Schillerhaus beeindruckte mich die Tafel der Krankheiten, an denen der Dichter litt, außerdem, dass er gar nicht so reich und Goethe ihm beim Kauf dieses Häuschens behilflich war. Wir besuchten das Wittumspalais, das Stadtschloss, Oberweimar, die Innenstadt, den Park an der Ilm – Goethes Gartenhaus und Römisches Haus; Schloss Belvedere (Rokokomuseum), das Schlossmuseum und die Kunstsammlungen Weimar. Dass wir vor dem Nationaltheater mit dem Goethe-Schiller-Denkmal standen, versteht sich. In einem Schmuckgeschäft kaufte ich goldene Ohrringe (Ginkgo-Blätter). Die aus Japan stammende Ginkgo-Pflanze wurde von Goethe entdeckt.


© Annemarie Baumgarten 2024-07-15

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Travel
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Informativ, Unbeschwert