Stahlarena – Die Panzerspiele (Leseprobe)

Evan Nodell

by Evan Nodell

Story

Die Kanone bellte und der ganze Panzer schaukelte unter Julius’ Füßen nach hinten. Er behielt seine Augen an die Zieloptik vor ihm gepresst, um den Erfolg seines Schusses mitzubekommen. Etwa 700 Meter entfernt war ein weiterer Panzer zu sehen, ein kleines, flaches Fahrzeug mit einer in den Rumpf eingebauten Kanone. “Kritischer Treffer!” meldete der Bildschirm, der in die Zieloptik eingebaut war, “Kette zerstört!” Julius konnte sich einen kurzen Freudenschrei nicht verkneifen, er hatte getroffen! Genau zu diesem Zeitpunkt würde der Bordcomputer des feindlichen Fahrzeuges die Verbindung zum linken Fahrwerk unterbrechen, um die Folgen des Treffers zu simulieren. Der Gegner saß fest! 

„Guter Schuss, Julius“, lobte ihn Mia. Mia war die Kommandantin von ihrem Fahrzeug; sie plante alle Aktionen und führte den Panzer im Gefecht an. „Marcus, bring uns näher, aber halte dich rechts“, sprach sie weiter in ihr Headset.

Der Motor des Panzers dröhnte elektrisch und das Laufwerk setzte sich in Fahrt. Marcus, der Fahrer ihres Teams, steuerte dem Feind mit einem Bogen nach rechts entgegen. Da die Kanone bei ihrem Feind fest in den Rumpf des Fahrzeuges eingebaut war, konnte es nur durch die Bewegung des ganzen Panzers zielen. Mit einem kaputten Laufwerk war dies nicht mehr möglich, sodass Marcus den eingeschränkten Schussbereich des gegnerischen Panzers lediglich umfahren musste. 

Ahmed, der rechts von Julius saß, war fleißig dabei, eine neue Granate in das Geschütz zwischen ihnen zu laden. Sein kurzes schwarzes Haar klebte an seine vor Anspannung schweißnasse Stirn. Es war zwar nur eine Platzpatrone, aber ihr Gewicht war modifiziert, um so viel wie eine echte Panzergranate zu wiegen. Julius hatte diese Granaten schon oft in der Hand gehabt und schätzte das Gewicht auf einige Kilogramm. An sich nicht allzu viel, in der Enge des Panzerturms aber deutlich schwieriger zu handhaben. Der Sand staubte um ihren Panzer auf, als Marcus sie zu einem Halt brachte. Sie waren jetzt schräg hinter dem unbeweglichen Feind. Julius kurbelte den Turm einige Zentimeter nach links, um das Fadenkreuz mittig auf dem hinteren Bereich zu positionieren, wo der Motor war.

„Feuer frei.“ In seinem Ohr ertönte Mias Stimme, kurz und knapp. Er nickte und drückte auf den Abzug. Die Kanone bellte wieder laut und er wartete gespannt auf die Rückmeldung des Computers. Dieser würde blitzschnell ausrechnen, ob der Schuss getroffen hatte, um danach die Durchschlagskraft ihrer Kanone und den Schusswinkel mit der Panzerung des Feindes zu vergleichen. Abhängig davon würde festgestellt werden, ob und wie viel Schaden verursacht wurde. Am Heck war der gegnerische Panzer nur schwach geschützt. Wenn Julius Glück hatte, würde der Motor auch noch Schaden nehmen.

“Motorbrand, Fahrzeug ausgeschaltet!”, besagte die rote Schrift einen Herzschlag später auf dem Bildschirm.

„Das war der Letzte“, bestätigte Hannah. Sie saß als Funkerin des Teams vorne im Rumpf neben Marcus und bildete das Bindungsglied zwischen ihnen und den anderen Besatzungen.

© Evan Nodell 2024-03-11

Genres
Novels & Stories, Science Fiction & Fantasy
Moods
Abenteuerlich, Inspirierend, Angespannt
Hashtags