Woran ich glaube.

// Textbeitrag zum Literaturkreis „textQuartett“. Thema: „Woran ich glaube“. Zusätzliche Herausforderung: Synonyme für „glauben“ verwenden //

Ist doch völlig wurst, woran ich glaube! Oder vielleicht doch nicht?

Nein, ich habe nie daran geglaubt, dass der Mensch aus der Geschichte lernt, aber gewünscht hätte ich’s mir schon.

Kaum einer hätte geglaubt, dass wir in Europa jemals wieder Krieg haben werden, doch manche haben es befürchtet.

Nein, ich hätte nicht geglaubt, dass Russland die Ukraine überfällt. Doch einige wenige haben es geahnt.

Nein, ich glaube nicht, dass Indianer keinen Schmerz kennen. Ich war als Kind mal einer.

Nein, ich glaube nicht, dass der Glaube Berge versetzen kann, aber was sonst macht der Glaube?

Nein, ich glaube nicht an die Vernunft der Menschen, ich nehme an, die wurde in der Grundausstattung vergessen.

Nein, ich glaube nicht an das Paradies, ich rechne lieber mit einem versöhnlichen Ende ohne viel Aufwand und ohne Erinnerungen.

Nein, ich glaube nicht, dass wir es erleben werden, wie die Sonne erlischt. Ich schätze, unser Ablaufdatum ist schon früher.

Nein, ich glaube nicht daran, dass wir die Erde umbringen, vielmehr vermute ich, dass wir uns selbst ausrotten.

Nein, ich glaube nicht daran, dass uns jemand helfen wird, ich denke, da müssten wir schon selbst aktiv werden.

Nein, ich glaube nicht, dass es hilfreich ist, nur zu hoffen. Denn wenn die Hoffnung wirklich zuletzt stirbt, dann sind wir doch schon vorher tot. Logisch, oder?

Nein, ich glaube nicht, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist, wir sind nur ein misslungenes Experiment.

Nein, ich glaube nicht, dass Gott einen Plan hatte. Hat er vielleicht doch nur gewürfelt?

Nein, ich glaube nicht, dass die Insekten die Weltherrschaft übernehmen werden, sondern ich bin davon überzeugt.

Und es ist gut so. Ja, daran glaube ich. Und an den Zufall, den Zweifel und die Unsicherheit dessen, was ich glaube. Man weiß ja wirklich nie, deshalb halte ich’s mit Woody Allen:

„Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, obwohl ich ein Paar Unterhosen zum Wechseln mitnehmen werde.“

Woran ich glaube? Das ist überhaupt nicht wurst, denn es geht um mein Leben. Und ich glaube an die Kraft der Liebe. Basta!