Magische Rapé Zeremonie
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Als ich Rapé ins erste Nasenloch geblasen bekommen habe, dachte ich mir kurzzeitig, dass mir mein Schädel zerplatzt. Wie ein starker Stromstoß breitete sich das Gefühl in meinem Kopf aus. Nach ein paar Sekunden war das Ärgste jedoch vorbei und das zweite Nasenloch folgte. Diesmal war ich schon besser darauf vorbereitet.
Dann begann das erste Spucken und ich atmete immer tief durch meinen Mund ein und aus. Mein ganzer Körper begann innerlich zu vibrieren, bis in die Fingerspitzen spürte ich das Leben in meinem Leib. Zum ersten Mal war ich so richtig 100%-ig im Hier und Jetzt.
Ich spuckte, wie alle anderen, regelmäßig in meinen Eimer - der abgelöste Schleim fühlte sich befreiend an und ich mich unglaublich sauber und gereinigt. Obwohl ich regelmäßig detoxe, war dies viel intensiver.
Tränen liefen aus meinen Augen, weil ich mich derart lebendig fühlte und dann diese überwältigende Dankbarkeit. Ich liebte es zum ersten Mal, vollends bewusst, zu leben, zu existieren. Oftmals hasste ich die unzähligen Herausforderungen, denen ich mich stellen musste. Und jetzt, jetzt bin ich dankbar genau zu dieser verrückten Zeit hier auf Erden zu sein, bin wahrhaft dankbar für meinen Körper, der mir ermöglicht, mich zu erfahren. Noch nie war ich so dankbar, dass ich einfach sein darf.
Unser Zeremonie-Meister erzählte in einem Webinar einmal, dass ihm damals, gerade mit seinem Leben hadernd, von seinem Zen-Meister gesagt wurde, dass es unendlich Viele gibt, die Schlange stehen und alles täten, um an genau seiner Stelle sein zu dürften. Ich war damals von dieser Aussage geflasht, doch konnte ich es nun selbst gänzlich verstehen.
Dankbar sein, leben zu dürfen und die Chance zu erhalten, ein Teil des großen Ganzen zu sein.
Freude gefolgt von Freudentränen, Liebe, ja tiefe Liebe, ich durfte spüren, was das bedeutet.
Durch das Spucken und Schnäuzen baute sich langsam und beständig die Wirkung des indianischen Schnupftabaks ab, doch die Erinnerung wird für immer in mir bestehen bleiben. Ein wahrlich magischer Moment.
Nach ca. 1 Stunde wurde die Zeremonie sanft ausgeleitet. Ich bin froh, daran teilgenommen zu haben und Gott bzw. dem Göttlichen so nah gewesen zu sein.
Die Schamanen wussten um die heilsame Wirkung der Pflanzenmedizin. Schön, dass diese wertvollen Rituale auch immer mehr bei uns Einzug erhalten.
Aho!
Bild Pixabay Anke Sundermeier
© Sylvia Eugenie Huber 2022-09-12
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