von Hermi Berger
Ein Sommertag 2019. Es ist 6:30 Ein Blick auf das Thermometer: 11 Grad Außentemperatur. Ab auf`s Rad, und schon bin ich unterwegs in Richtung See.
Dichter Nebel hängt noch im Seekessel zwischen Scheiblingstein, Seekopf und Maißzinken. Das letzte Stück Radweg liegt vor mir und nun habe ich den ersten freien Blick auf den See: Nebelschwaden legen sich flach darüber. Dann kurze klare Sicht und noch ein paar Meter darüber erlebe ich den Nebel wie eine dicke Wolkenschicht. Verzweifelt versucht die Sonne durchzuscheinen. Es gelingt ihr aber noch nicht. Fast mystisch erscheinen am Uferrand die Sträucher und Bäume, die von Nebelschleiern umwoben sind. Ein Schwan dürfte heute auch schon zeitig munter geworden sein. Denn er rekelt gerade seinen Hals und taucht aus dem Schilf auf.
Ein paar Meter noch mit dem Rad entlang des nördlichen Seeufers, und schon geht`s hinein ins Vergnügen. Es ist herrlich, die große Wasserfläche als eigenen Badewanne nützen zu dürfen. Man glaubt es nicht, aber die gefühlten 10 Grad Temperaturunterschied von der Außen- zur Wassertemperatur, lassen es mich wirklich so erleben.
Kurz schwimme ich noch in Richtung Bootsvermietung um die bunten Farben der Boote und des Bootshauses zu genießen. Dann mache ich Kehrtwendung und schwimme in Richtung Naturschauspiel. Der See liegt ruhig vor mir. Einzig und allein meine Schwimmbewegungen lassen kleine Bläschen aufsteigen. Ich schwimme dem Nebel und der Sonne entgegen; denn nun scheint sie es zwischen Maißzinken langsam zu schaffen. Ganz zart ist ihre Kugel zu sehen. Von Strahlen aber immer noch keine Spur. Am Wasser beginnt der Nebel langsam zu steigen und in der Ferne erkenne ich am Seeende die ersten Bäume. Eine eigenartige Stimmung erfasst mich. Fast erwarte ich jetzt das Lunzer Einhorn irgendwo zwischen den Sträuchern und Bäumen am Ufer . . .
Meine Schwimmboje gibt mir Sicherheit, und ich kann mich ganz diesem Wunder der Natur hingeben. Eine halbe Länge des See`s habe ich schon hinter mir. Vom Scheiblingstein ist immer noch keine Spur zu sehen. Der zarte, helle Schein um die Sonnenkugel vergrößert sich, und langsam werden doch Strahlen erkennbar. Bald bin ich geblendet vom Licht und schließe kurz die Augen. So muss sich der Himmel anfühlen . . .
Ich ändere nun meine Richtung, blicke aber immer wieder zurück um das Freiwerden des Scheiblingsteines nicht zu übersehen. Und tatsächlich, nach etwa 20 Meter öffnet sich ein Fenster und auch er ist von der Sonne geblendet.
Die erste Entenfamilie hat nun auch Lust bekommen, den See wieder zu erkunden. Sie begleitet mich mit kleinem Abstand. Ich fürchte mich nicht vor ihnen und sie sich nicht vor mir. Ein paar Meter schwimme ich vor und dann wieder zurück. Ich kann mich irgendwie nicht entscheiden zwischen dem Anblick der bunten Bootsvermietung im Westen und des blauen Himmels, der den Scheiblingstein im Osten jetzt so richtig in Szene setzt.
Langsam aber sicher schläft mir jetzt eine Hand ein und ich schwimme zum Ufer zurück.
© Hermi Berger 2020-07-13