von Karina Pohlmann
Der Wagen, hinter dessen Steuer Damon keine halbe Stunde später Platz nahm, war ein dunkler, unauffälliger Kombi, mit warmen Decken, einer mit Kleidern bepackten Reisetasche, einem Erste-Hilfe-Kasten, sowie einem Ersatzreifen im Kofferraum. Er sollte sie die kommenden vier bis fünf Tage quer durchs Land bringen.
„Keine Magie“, kommentierte Damon Saras irritierten Blick. „Du bist es, die unsere Magie nährt. Doch durch den Fluch, können wir nun keine Magie einsetzen, ohne dir zu schaden.“ So etwas hatte der Meister schon angedeutet.
„Was wäre mit fliegen?“, fragte sie, als sie aus der Tiefgarage des Gebäudes fuhren und in den Verkehr der Stadt eintauchten.
„Geht nicht“, gab Damon zurück. „Den Schutz um ein Flugzeug aufrecht zu erhalten, würde deine Energie vermutlich übersteigen. Dann könnten wir dich auch gleich hier umlegen lassen.“
„Na, vielen Dank auch“, sagte sie spitz und verschränkte die Arme vor der Brust. Damon grinste nur. „Aber was soll das bedeuten: ‚Meine Energie‘? Was habe ich denn mit eurer Magie zu tun?“
Damon warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er an einer Ampel abbog. Sein linker Arm war noch immer bedeckt von den grünen Linien. „Du bist sozusagen ihre Quelle“, meinte er, die Augen nun fest auf die Straße gerichtet. „Jeder Zirkel auf der Welt ist auf eine solche Quelle angewiesen und daher ist es unsere oberste Pflicht, euch zu schützen.“
„Jeder Zirkel?“, rief Sara aus. Das war die erste Frage, die ihr in den Kopf sprang. „Es gibt mehrere?“
„Acht insgesamt“, erklärte Damon. „Also auch acht Quellen, die Sonnensplitter. Menschen, die die Magie aufrecht halten. So wie du.“
„Sonnensplitter?“, hakte Sara nach und schaute skeptisch.
„Alter Aberglaube“, kommentierte Damon mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Aber so nennen wir euch seit hunderten von Jahren. Keine Ahnung warum. Geschichte hat mich noch nie sonderlich interessiert.“
Ach, wirklich? Sara war nicht überrascht. „Aber dich hat man eingesperrt. Weil du nicht aufgepasst hast, wie du es solltest?“ Sie hoffte, die Frage würde ihm die Überheblichkeit aus dem Gesicht wischen, aber er zeigte sich unbeeindruckt.
„Ja, das stimmt“, sagte er und sah erneut zu ihr, wobei er den Kopf schräg legte. „Tut mir leid und das alles. Aber wer ahnt auch, dass in genau dem Moment jemand angreift, in dem ich mich mit einem netten Mädchen unterhalte?“
Sara verdrehte die Augen. Es war definitiv ein Fehler gewesen, sich mit dieser Reise einverstanden zu erklären.
© Karina Pohlmann 2023-08-23