von G.F. Stöger
Mein Blick auf das Handy verrät: es wird knapp, sehr knapp. Vor allem, wenn noch Proviant besorgt werden soll. Ansonsten sähe es mit Leitungswasser und einem Päckchen Gummibärchen ohne Mittagessen im Magen für die folgenden 6 Stunden richtig mager aus. Das Bargeld hatte sich am Vortag aufgrund von Strafzahlungen beinahe zur Gänze verabschiedet und für den Besuch des Bankomaten ist null Zeit!
Mit 2 schweren Koffern und der rucksackbepackten Tochter warte ich äußerst ungeduldig auf die endgültige Parkposition des Transportmittels, welches jedoch in der Queue zwei weitere Entladungen abwarten muss. Endlich öffnen die Türen! 2 Mal Raushieven und kontrollieren, ob Töchterlein mitsamt dem lebensnotwendigen Nass sowie sie selbst wohlbehalten entkommen sind.
Check ok. Jetzt heißt es rasch eine Entscheidung treffen. Zuerst nach vorne kämpfen und ein Blick hinein versprechen eine rasche Abfertigung. Noch 6 Minuten. Ich riskiere! Praktischerweise ist die Maskierung noch an Ort und Stelle. Also Spontanentscheidung, Karte zücken, kontaktlos begleichen geht am schnellsten und hygienischsten. Denkste. Terminal zickt. Da T minus 5 … die letzten Reserven mit großzügigem Bonus auf die Theke werfen und raus.
Tochter ist bereits mit nun wild durcheinander gepacktem und voll gefülltem Sack zum Liftknopf-Drücken vorgeschickt. Selbst mit je einem Koffer pro Hand und ebenfalls Rucksack am Buckel fahre ich Slalom, um diversen lebenden Hindernissen auszuweichen. Noch 4 Minuten …
Wahhhhh der Lift ist soooo langsam und eben noch haben sich 2 Radler rein gedrängt. Er kommt … alle raus, wir rein und runter in die Unterführung. Endlich mal Glück, der zweite Lift hat Erbarmen, nimmt uns mit und mit T minus 2 Minuten stehen wir endlich am Bahnsteig. Verschwitzt aber bereit für die Reise nach Niederösterreich.
Da meldet sich die Anzeigetafel zu Wort: „Railjet nach Wien Flughafen ist 4 Minuten verspätet“. Echt jetzt? Da wär sich der Bankomat leicht ausgegangen … und zum Glück die 2. finden sich in der Geldbörse des Töchterlein noch ein paar Euros. Kaffee der Mama im Zug gerettet …
Übrigens bin ich normalerweise vieeeel zu früh am Bahnhof. Ich HASSE den Stress wenn es zu knapp wird und bin da echt penibel mit Planung und Packen. Warum dann diese Geschichte?
Tja. Leider mussten wir heute nochmals die Schule per Bus aufsuchen und das hat den Zeitplan mächtig durcheinander gewürfelt. Die Madame hatte ihr Harry Potter Buch vergessen und man kann ja wohl keinen Band 4 lesen, bevor man weiß, wie der dritte ausgeht.
Jetzt sitzen wir jedenfalls im Zug, haben fein gespeist und ich hol mir gleich mal einen Kaffee. Das Leben kann auch einfach sein …
© G.F. Stöger 2020-08-12