950 Jahre! Nein, nicht Kirche oder Stift gibt es hier seit 950 Jahren; geht doch das Kloster als christliche KulturstĂ€tte auf den Tod des Hl. Florian 304 n. Chr. in der Römerzeit zurĂŒck. Die Augustiner Chorherren lieĂen sich vielmehr vor exakt 950 Jahren eben da nieder und bauten die Klosteranlage vor 300 Jahren zu dem heute weltbekannten prĂ€chtigen Barockstift um.
Als der Konvent 1071 in das alte KlostergemĂ€uer einzog, war dieses halb verfallen, denn es war bei einem Einfall der Ungarn in das Donautal einige Zeit davor schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Erst als der rĂŒhrige Bischof Altmann von Passau die Augustiner Chorherren â nicht zu verwechseln mit den Augustiner Mönchen, denen Martin Luther, der Reformator und BegrĂŒnder der evangelischen Kirche, angehörte: es handelt sich dabei um zwei unterschiedliche Orden â hierher lotste, ging es bald wieder steil bergauf. Die StĂ€tte des Hl. Florian (er starb in der Enns den MĂ€rtyrertod), die seit der Römerzeit hier bestand, erlebte so nicht nur ihre zweite, sondern eine wiederholte und mehrfache BlĂŒte.
So lange wie den Ordenssitz der Augustiner Chorherren in Oberösterreich am sĂŒdlichen Einfahrtstor (Autobahnabfahrt âSt. Florianâ) nach Linz gelegen, gibt es den Chor der Sankt Florianer SĂ€ngerknaben, wenn dieser auch nicht immer wie heute 50 SĂ€ngerstimmen aufbot. Im 19. Jahrhundert waren es nur 4 Chorknaben, die ausschlieĂlich liturgische Feiern begleiteten, wĂ€hrend der Bubenchor heute nicht nur geistliche GesĂ€nge, sondern Lieder aus aller Welt trĂ€llert und auf seinen Reisen rund um die Welt trĂ€lliert.
950-Jahre Klostergeschichte lassen sich freilich schwer in maximal 2500 Buchstaben niederschreiben. Rechnerisch wie statistisch bemessen, wĂ€ren das zwei bis drei Lettern pro Jahr. So wenige Zeichen und keines mehr darf nĂ€mlich meine Story umfassen. Ich will es dennoch versuchen. Hier daher ein paar bunte StreifzĂŒge durch die bewegte Geschichte des Augustiner Chorherrenstiftes in St. Florian bei Linz, aus seiner frĂŒheren und jĂŒngeren Vergangenheit:
1235 vernichtete ein GroĂbrand nach einer Gottesdienstfeier die Kirche
1274 begann der erfolgreiche Wiederaufbau nach Einsturz des Neubaus
1291 wurde die neu errichtete gotische Kirche feierlich eingeweiht
1473 verlieh Kaiser Friedrich III. dem Ort St. Florian das Marktecht
1684 machte Kaiser Leopold I. eine Wallfahrt zur GedenkstÀtte des Hl. Florian
1686 erhielt Carlo Antonio Carlone den Auftrag zur barocken Umgestaltung
1715 wurde die neue hochbarocke Stiftskirche eingeweiht
1751 war mit der Stiftsbibliothek der Barockbau abgeschlossen
1996 erstrahlt die Basilika nach ihrer Renovierung in neuem Farbenglanz
2013 erhĂ€lt die Prunktreppe, auch âKaiserstiegeâ, wieder ihre originalen Farben
2017 sind Stiftsbibliothek und Deckenfresko vom Staube der Zeit befreit
2021 wird das 950-Jahr-JubilÀum gefeiert und mit einer Vesper am 29. April eingelÀutet.
© Claudia-Martina Perkounig 2021-05-01