von Marie Rauch
Mein Herz tut weh und in meiner Lunge spüre ich ein starkes Brennen, welches mich beinahe ersticken lässt. Ich versuche mich mit aller Kraft aus dieser Situation zurück nach Hause zu bringen. Allerdings haben meine Beine kaum die Möglichkeit mich schnell wohin zu tragen. Ich probiere zu Laufen… vergeblich. Je mehr Schritte ich mache, umso stärker kommt die Trauer hoch. Mein Gesicht wird wärmer und meine Augen heiß. Mein Blick wird immer verschwommener und es fällt mir schwer den Boden unter meinen Füßen noch zu erkennen. Mit Tränen in den Augen hebe ich meinen Blick, sodass mir kein anderer Fußgänger anmerken kann, wie ich mich fühle. Die Lichter der Straßenlaternen, die früher einmal so etwas wie Hoffnung für mich bedeuteten, wirken nur noch dunkel, so als würden sie mit aller Kraft versuchen die Straße zu erleuchten, nur leider reicht ihr Licht dafür nicht aus. Dieser Abend verändert mein ganzes Leben, dessen bin ich mir bewusst. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich plötzlich eine solche Angst bekomme.
Ein paar Monate zuvor
Mein Wecker läutete, wie immer ertönt eine sehr anstrengende Musik. Ich stellte auf Schlummern und drehte mich auf die rechte Seite. Dort lag er, der liebevollste und süßeste Junge, den ich kennengelernt hatte. Ich starrte ihn an und war über aus glücklich. Während ich ihn ansah, bemerkte ich, dass ich nach ein und halb Jahren Beziehung immer noch nicht realisiert habe, dass wir endlich zusammen sind nach all der Zeit. Ich war zu diesem Zeitpunkt einfach der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. Immerhin wusste ich, dass ich bald mit meiner Jugendliebe zusammenziehen würde und mit ihm ein gemeinsames Leben beginnen konnte. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und stand mit einem Lächeln auf. Ich ging ins Bad, um mich für meinen Ferialjob fertig zu machen, welchen ich Anfang Juli anfing. Jetzt war es bereits Anfang August, also hatte ich es bald geschafft. Dies machte mich richtig stolz. Man konnte es zwar nicht sehen, aber ich fühlte mich an jenem Morgen als würde ich über dem Boden fliegen, alles war so einfach und schön. Ich putze mir die Zähne und tanzte währenddessen durch das ganze Bad. Ich schloss meine Augen und genoss kurz den Moment, bevor ich mich zum Bus begeben musste, um in die Stadt zu fahren. Ich trank meinen Kaffee aus und ging zur Tür hinaus. Die Blumen leuchteten in allen möglichen Farben. Die Blätter waren mit tiefsten grün versehen und die Vögel zwitscherten. Die Luft war angenehm warm und die Sonne strahlte mir so sehr ins Gesicht, dass ich davon Niesen musste. Der Weg bis zur Bushaltestelle kam mir vor wie ein Wimpernschlag, da ich so beschäftigt war mich auf die atemberaubende Natur zu fokussieren. Kaum war ich an der Bushaltestelle angekommen, war der Bus auch schon da und ich stieg ein. Eine alte Dame schaute mich an und ich lächelte sie an. Sie begann daraufhin zurückzulächeln. Dies bereitete mir immer schon große Freude, Personen zulächeln und ihnen damit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich suchte mir einen Sitzplatz und nahm meine Kopfhörer aus meiner Tasche heraus, um etwas Musik zu hören. Ich steckte sie in mein Telefon und drehte meine Lieblingssong-Playlist auf Spotify auf.
© Marie Rauch 2024-11-19