Alles erinnert mich an dich

Damir Strbac

von Damir Strbac

Story

Was das Leben zusammen bringt, schaffen wir Menschen, auch wieder auseinanderzubringen. Das gilt ganz besonders für Beziehungen. Wir verletzen die, die uns lieben und lieben die, die uns verletzen. Eine verkehrte Welt, die wir eigentlich ganz einfach ändern könnten, nur wollen wir das nicht. Wir sehnen uns nach einem bestimmten Menschen, ohne Rücksicht darauf, ob dieser Mensch auch der richtige für uns ist und das Gleiche möchte wie wir selbst. Er wird sich schon ändern. Auch wenn uns das Leben zeigt, dass es so nicht geht, halten wir an diesem Muster fest, irgendwann muss es ja klappen. Tut es aber nicht. Die Wahrheit ist, dass es schwierig wird und die Wege sich zwangsläufig trennen. Als Nächstes fragt man sich, was passiert ist, obwohl man genau weiß, was passiert ist. Man war ja dabei. Der eine so wichtige Mensch ist irgendwann weg, was bleibt, sind Erinnerungen.

Viele leere Tage folgen dann, Einsamkeit stellt sich ein. Ich warte, aber es kommt niemand. Jetzt gerade fehlt es mir, in deiner Nähe zu sein, dich ganz fest zu umarmen, dein Lächeln zu sehen und deinen Atem zu spüren. Das war unbezahlbar. Ich spreche immer weniger über dich, manchmal auch gar nicht. Ich habe dich nicht vergessen, ich bemühe mich nur, dich weniger zu lieben, immer weniger, einfach weil es schmerzt. Ich bin müde geworden. Ich habe auch nicht aufgehört, dich zu lieben, ich lerne nur, ohne dich zu leben. Mein Körper geht weiter, aber meine Seele ist an dem Ort geblieben, an dem mein Herz, das letzte Mal gespürt hat, dass es lebendig ist. Egal, was ich mache, was ich sehe, esse oder trinke, es erinnert mich an dich. Und wenn es nur der Bleistift ist, der vor mir liegt, weil ich mich daran erinnere, wie du ihn immer im Mund hattest und leicht in ihn gebissen hast. Viele Erlebnisse sind da, die nicht einfach von heute auf morgen verschwinden können. Alles braucht seine Zeit, auch die Heilung von meiner Vergangenheit. Es gibt Tage, da will ich nicht heilen, weil der Schmerz die letzte Verbindung zu dem Menschen ist, den ich verloren habe. Dann gibt es Tage, da möchte ich einfach nur verschwinden, unsichtbar werden. Niemand soll mich so sehen. Ich möchte alles löschen und mich von allem auf der Welt einfach abschalten und isolieren.

Du bist eine Fremde geworden, deren Namen und Geburtstag ich kenne, genauso wie deine Adresse, deine Augenfarbe, dein Lieblingslied und deine Gewohnheiten. Ich weiß noch nicht, wie ich es anstellen werde, aber ich muss Frieden in mir finden und dich durch ihn ersetzen, anstatt mit einem anderen Menschen. Dann wäre es wirklich vorbei. Ich habe dich lange vermisst, lange geweint und mich gefragt, was passiert ist. Es ist Zeit für mich, weiterzugehen. Vieles war nicht in Ordnung, nur kann ich nicht dortbleiben, wo ich nicht glücklich bin, wo ich nicht respektiert und akzeptiert werde. Geliebt hast du mich nicht, dafür hast du aber die Art geliebt, wie ich dich liebe, bis du mich irgendwann nicht mehr gebraucht hast. Ich brauche die Courage, das hinter mir zu lassen, was nicht für mich ist. Wenn ich stark genug bin loszulassen, dann bin ich auch stark genug, das zu finden, was für mich als Nächstes kommt.

© Damir Strbac 2024-12-05

Genres
Biografien
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll, Reflektierend