von HelgaLombardi
Auf der Suche nach einem passenden Titelbild zum Stichwort „Rechtfertigung“ fiel auf, dass im Ergebnis oft Fotos zum Thema „Entschuldigung“ (im Englischen „excuses“) angezeigt wurden. Was auch mit Ausrede übersetzt werden kann. Im Sinne von „Keine falschen Entschuldigungen mehr“ …
Aber dieser vorgenannte Aspekt trifft das Thema nicht exakt. Es geht vielmehr um das Rechtfertigen seines eigenen Verhaltens bzw. seines Standpunktes. Oder um Situationen, in denen uns jemand die Schuld an irgendetwas zuschieben möchte. Eventuell, um von einem eigenen Fehlverhalten abzulenken?! Denn niemand möchte gerne an irgendetwas schuld sein. Im kleinen nicht, und im großen schon gar nicht. „Schuld“ als ein Schattenthema unserer Gesellschaft.
Ich bin dazu übergegangen, in (Alltags)Situationen, in denen mir jemand die Schuld geben bzw. mir suggerieren möchte, ich habe Unrecht bzw. er habe Recht, gar nichts mehr zu sagen. In der Absicht, dass mein Gegenüber seinen eigenen Worten lauschen muss, denn sie stehen einsam im Raum.
In unserem Charity-Shop geht es oft um relative Kleinigkeiten. Eine Kundin, die etwas umtauschen möchte, behauptet, sie habe keine Quittung von mir erhalten. Anstatt in irgendeine Art von Diskussion einzusteigen, lasse ich ihre Einlassung unkommentiert. Ein Hin und Her der Argumente ist zeitraubend und bringt nichts. Alternativ sage ich sinngemäß: „Ok, ausnahmsweise tauschen wir ohne Beleg um, aber nur dieses eine Mal. Bitte achten Sie beim nächsten Einkauf auf eine Quittung!“
Ein anderes Beispiel: eine Kollegin korrigiert ungefragt und von sich aus eine von mir getätigte Aussage. Und das vor Kundschaft. Spontan könnte man einwenden, dieses ihr Verhalten befinde sich am anderen Ende von professionell, aber ich sage stattdessen überhaupt nichts. Lasse ihre Einmischung einfach im Raum stehen. Meistens herrscht anschließend eine Art verwundertes Schweigen. Die Energie der Situation ist eine vollkommen andere, als wenn wir dem altbekannten „who-is-to-blame-game“ folgen = wer und wo ist der vermeintlich Schuldige? Derjenige, der ein Pingpong der Argumente anzetteln möchte, findet sich stattdessen allein auf weiter Flur wieder. Niemand spricht bzw. antwortet ihm. Dazu kommt, dass der selbsternannte „Schiedsrichter“ – bewusst oder unbewusst – versucht, sich in eine scheinbar überlegene Position zu manövrieren, die ihm m. E. nicht zusteht. Ein latent unfaires Spiel.
Gestern wollte mir eine Dame aus der Verwaltung (ich arbeite als Volunteer) die Unkenntnis einer neuen Regelung vorwerfen. Sie habe es mir schließlich mitgeteilt, zudem sei es im Handbuch nachzulesen. Ich habe freundlichen Blicks gar nichts gesagt, ihre Worte stattdessen unbeachtet gelassen. Und das wiederum coram publico. Mit dem Ergebnis: sie hat relativ schnell das Thema gewechselt und das Gespräch in eine andere, mehr unverfängliche Richtung gelenkt.
Lesson learned: Manchmal ist es relativ einfach = Mit einer Dosis angewandter Psychologie und ein bisschen Mut. Menschen sollten auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Friedlich und bitte nicht von oben herab!
Das war’s. Ende meiner heutigen Vorlesung! … 😉
© HelgaLombardi 2024-11-13