Anders geht’s auch

Birgit Hofstötter

von Birgit Hofstötter

Story

Manche SchulvortrĂ€ge gleichen einander so sehr, dass ich manchmal das BedĂŒrfnis verspĂŒrte lieber woanders zu sein. Doch dieses mal wurde ich total ĂŒberrascht. Es ging um neue, welche genau genommen eigentlich alte, Lernmethoden.

Die Direktorin total ĂŒberschwĂ€nglich stellte uns Ricardo vor. Der sehr junge, schlanke Bursche ĂŒbernahm nun die FĂŒhrung. Mega Memory hieß sein Konzept, welches ein Schweizer neu aufbereitet hatte.

Ricardo sprudelte seinen ganzen Vortrag herunter und dann versuchten wir Eltern uns an dieser neuen, alten Technik. In weniger als 10 Minuten wussten wir alle die letzten 10 amerikanischen PrĂ€sidenten bis zum Bush Junior. Ricardo nahm dazu die GegenstĂ€nde im Raum zur VerfĂŒgung. Zuerst bekam jeder eine Nummer verpasst. Die Tafel war 1, der Stift 2, ein Bild 3, die Wasserflasche 4, die SĂ€ule 5, der Sessel 6, das Fenster 7, die verschrumpelte Pflanze 8, das Handy 9 und der Tisch 10.

Und dann folgte dies, der Rahmen der Tafel ist aus Eisen und wir hauen darauf, folglich haben wir Eisenhower. Den Stift, kenn i di, schwups wussten alle Kennedy. Auf dem Bild nahmen wir an, dass der John und sein Sohn drauf wĂ€ren, also Johnson. In der Trinkflasche schwamm eine Nixe, auf der SĂ€ule war vorhin eine Hand und jetzt war sie fort. Am Sessel lag doch ein Kater. Draußen regnete es, dies ergab Reagan. Die verschrumpelte Pflanze der alte Bush und das Handy mit dem Klingelton, genau nun hatten wir den Clinton. Und der hohle Tisch, kein anderer als Bush Junior.

Ich war davon wirklich beeindruckt. Und es ging dann weiter mit der Baumliste, damit könnte man sich megalange Zahlenreihen merken. Denn unser Gehirn liebt nun mal dumme, unmögliche Geschichten. Nur solche bleiben leicht in unserem Gehirn hÀngen. Hier war ich etwas skeptisch da bei mir ja kein Kopfkino entstand. Doch die urigen ErzÀhlungen blieben auch in meinem GedÀchtnis.

Angeschnitten hat er auch die BundeslĂ€nder mit zugehörigen HauptstĂ€dte, nach der Silbenlernmethode. Wie soll sich ein Kind denn bitteschön Tirol merken, wenn es noch nie dort war und keinen Bezug dazu hat? Doch jedes Kind kennt bestimmt den Tiger. Und wenn man sich nun vorstellt, dass der Tiger vom Berg rollt, hat man im kindlichen Gehirn den Bezug hergestellt. Also Tirol merkt sich nun jeder. Und wo könnte dieser hinrollen? NatĂŒrlich, ins Bruckerl. Weiter ging es dann mit Salzburg. Sandkuchen baut jedes Kind schon im Kindergarten, naja und Salz kennt bestimmt auch ein jeder. Also liegt es doch nahe wenn wir eine Salzburg bauen. Und weil uns das soviel Spaß machte baut man gleich eine zweite.

Danach gab’s noch Matheunterricht nach dem indischen Prinzip. Die sogenannte vedische Art zu rechnen. Ich fand das alles grenzgenial (ich liebe dieses Wort).

Ich kaufte mir danach den Zugang zur Lernplattform und beschĂ€ftigte mich sehr intensiv damit. Ich hĂ€tte mir auch gewĂŒnscht, dass die Schule dem mehr abgewonnen hĂ€tte, denn nur gemeinsam wĂ€re es ein Leichtes gewesen unsere Kinder dafĂŒr zu begeistern.

© Birgit Hofstötter 2019-09-21

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