von Ulrike Sammer
In der Landschaft gibt es manchmal Geheimnisse, von denen die dort ansässige Bevölkerung nichts weiß. Sie nimmt an, dass das Hügelland immer so gewesen ist, wie man es jetzt antrifft und ahnt meist nicht, dass die kleine Erhebung, auf der oft eine Kirche steht, sich einfach für ein Gotteshaus anbot.
Tatsächlich gibt es aber im deutschen Sprachraum Hügel, die vor langer Zeit umgestaltet wurden um darauf einen sogenannten „Hausberg“ nach bestimmten Regeln zu errichten. „Hausberg“ ist der in Österreich gebräuchliche Name für den Burgtyp Motte (Burg). Um das zu erkunden, machten mein Mann und ich bzw. eine Gruppe archäologisch Interessierter eine Exkursion in das nördliche Weinviertel in Niederösterreich. Wir wurden von Hermann Schwammenhöfer, einem versierten Archäologen geführt. Es erwartete uns ein reichlich anstrengender, aber spannender Tag, denn Schwammenhöfer war bekannt dafür, dass er ohne Pause über die steilsten Hänge, durch Matsch und dichtes Unterholz zügig marschierte. Er war ein ehemaliger Militarist!
Im Weinviertel gibt es etliche solche Burgberge aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Zuerst fuhren wir zum Hagenberg. Unweit von einigen Grabhügeln im Wald ist der „verhagte (= befestigte) Berg“ aus dem 12. Jh. Auf dieser Erdburganlage sind jetzt eine Kirche und ein Kalvarienberg.
Dann fuhren wir nach Loosdorf und gingen zur romantischen, künstlichen Ruine „Hanslburg“, die um 1800 errichtet wurde. Der alte Burghügel der Herren von Loosdorf ist eine besonders gut erhaltene Erdburganlage mit drei Wällen und Gräben. In der Nähe sind auch die sensationellen Kreisgrabenanlagen von Friebritz, die 7000 (!) Jahre alt sind und daher noch aus der Zeit vor der Errichtung der Pyramiden in Ägypten stammen. (Von ihnen werde ich noch einmal gesondert berichten).
Die nomadisch lebenden Menschen errichteten damals enorme Kultzentren. In Gnadendorf fand man ein Grab aus dem 10. Jh. Als die hölzernen Bauwerke zerfielen, errichtete man auf den Hügeln oft Kirchen, wie jene in Gnadendorf mit der berühmten Gnadendorfer Madonna aus 1430.
Nachdem wir eine bronzezeitliche Siedlung aus dem 2. Jh. vor Christus in Oberschoderlee besichtigten, fuhren wir nach Stronegg und sahen uns den eindrucksvollsten Hausberg (aus dem 12.Jh.), den ich je gesehen habe, an. Auf dem Foto über der story kann man besonders gut die Aufteilung in die verschiedenen Bereiche erkennen. Eine Herde scheuer Mufflons raste über die Hügel.
Auf dem Gelände konnten wir unter den Pflanzen versteckt einige Keramiksplitter aus der damaligen Zeit finden, die ich als „Reliquien“ mit nach Hause nahm.
© Ulrike Sammer 2020-12-06