von Marcela
Alex, mein Freund, und ich beschlossen, den Ersten Mai – Feiertag in Wien zu verbringen. Am Vormittag waren wir gemĂĽtlich zuhause und jeder ging seinen Hobbys nach.
Kurz vorher hatten wir diskutiert, was wir denn an einem so schönen Tag unternehmen könnten. Wir lebten zwar unter der Woche in Wien, am Wochenende waren wir allerdings im Waldviertel, Feiertage waren also unsere Chance auf längere Ausflüge. Nur daheim zu hocken schied also aus. Bis jetzt hatte allerdings noch niemand eine zündende Idee gehabt.
SchlieĂźlich setzte ich mich ans Klavier und begann, den 2. Satz der PathĂ©tique von Beethoven zu ĂĽben. Technisch war das StĂĽck gar nicht so anspruchsvoll, die Herausforderung lag eher darin, viel Emotion in das Spiel zu legen. Ich war tief in das StĂĽck versunken, als mein Freund plötzlich sagte: „Lass uns doch ins Beethoven-Museum in der Probusgasse gehen.“
Verwirrt sah ich ihn an. Ein Beethoven-Museum in Wien? Sowas gab es? Wie konnte mir das als Beethoven-begeisterter Mensch entgehen? Begeistert stimmte ich zu.
Ohne viel ĂĽber das Museum zu wissen, standen wir wenige Stunden später davor. Die Umgebung faszinierte mich, in Döbling war ich sonst so gut wie nie. Die kleinen, heimeligen Gassen mit den Kopfsteinpflastern, die sĂĽĂźen Häuser…ich war schon jetzt begeistert von unserem Ausflug.
Drinnen erfuhren wir, dass Beethoven in diesem Haus einen GroĂźteil seines Lebens verbracht hatte, was die Erkundung nochmal spannender machte. Dann ging es auch schon los, hinter 6 verschiedenen TĂĽren versteckten sich 6 wichtige Etappen seines Lebens. Los ging es mit seinem Umzug nach Wien, danach erfuhren wir viel ĂĽber seine Kompositionen, sein Leben, seine Liebschaften, seine fortschreitende Taubheit und schlieĂźlich ĂĽber seinen Tod.
Mit jeder Tür war ich mehr von Beethoven fasziniert. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie das sein musste, als leidenschaftlicher Künstler seine eigenen Werke nicht hören zu können. Auch seine bekanntesten Stücke konnte man hier mithilfe von Headsets besser kennenlernen. Neben den Hörstationen befanden sich immer Informationsschilder mit Hindergrundinformationen, so waren wir mit allen Sinnen versorgt.
Als wir schließlich wieder in die Sonne traten, war bereits soviel Zeit vergangen, dass wir Hunger auf ein Abendessen bekamen. Auch das war kein Problem, da wir mitten im Döblinger Heurigengebiet waren. So ließen wir den Tag gemütlich bei einem Heurigen in der Nähe ausklingen.
Es war wirklich ein ganz besonderer Nachmittag. Seitdem habe ich das GefĂĽhl, die Werke Beethovens besser zu verstehen. Die „PathĂ©tique“ spiele ich seitdem auf jeden Fall gefĂĽhlvoller.
© Marcela 2020-07-04