Bicep

Es war ausverkauft. Doch dann gab es einen Wechsel des Veranstaltungsortes. Und es gab wieder Tickets. Ich konnte es nicht glauben. Meine Mitbewohnerin hatte mir damals von dem Konzert erzählt, in der ersten Woche nach meiner Ankunft, doch es war leider schon ausverkauft. Und jetzt gab es wieder Tickets! War das Schicksal? Zufall? Glück?

Alex und ich kauften uns Tickets.

Der Tag rückte näher. 28. April, 29. April. 30. April. Tag des Konzertes. Am Abend trafen alle bei uns in der WG ein, auch meine Schwester, die mich aktuell besuchte, war da. Je später der Abend wurde und je näher das Konzert rückte, desto euphorischer wurden wir alle. An dem Tag lernte meine Schwester Alex kennen. Approved. Wir tranken etwas Wein, um uns einzustimmen. Wir bereiteten alles vor, kauften Kaugummis und Lollipops im Mini Market nebenan. Meine Schwester überlegte, mitzukommen. Wir fanden online ein Ticket, was jemand noch schnell verkaufen wollte. Sie konnte mitkommen! Meine Mitbewohnerin, eine Freundin von ihr, meine Schwester, Alex und ich. Es war eine gute Gruppe. Tolle Menschen. Eine tolle Nacht stand uns bevor. Wir liefen los, nahmen die Metro und fuhren zum Olympia-Gelände, was für die Spiele von 2004 erbaut wurde. In einer der Hallen fand das Konzert statt.

Am Eingang mussten wir uns aufteilen, Alex, meine Schwester und ich hatten nur noch Sitzplätze bekommen, da wir keine OG Karten hatten. Die anderen beiden durften in den Stehbereich vor der Bühne. Durch geschicktes Austauschen der Bändchen an der Absperrung, die die Bereiche trennte und eine Security, die ihre Augen nicht überall hatte, schafften wir drei es schließlich nacheinander auch in den Stehbereich. Genau pünktlich, etwa 10 Minuten später hörten die Voracts auf und Bicep begann. Ich bekam Gänsehaut, als das Duo begann. Die Musik berührte mich, bewegte mich, ließ meinen Körper beben und vibrieren und mich lebendig fühlen. Sie sorgte dafür, dass ich ganz da war, wach, im Moment, und alles um mich herum vergessen konnte.

Nach den ersten zwei oder drei Tracks merkte ich, wie es langsam begann. Die bereits bestehende Euphorie wurde verstärkt, die Musik intensivierte sich, die Songs verschwommen ineinander, ich konnte die Titel den Tracks nicht mehr zuordnen. Erkannte nur, dass ich die Musik kannte. Und dass ich mit wirklich tollen Menschen auf dem Konzert war. Ich verspürte so viel Liebe. Ich war so glücklich. Alles passte – die Menschen, die Location, das Glück, dass wir doch noch Tickets bekommen hatten, die Stimmung, die Audio-Visuals, die Musik. Ich wusste bereits in dem Moment, dass dieser Abend einer der Abende war, an die ich vielleicht mein Leben lang in Nostalgie zurückdenken würde.

Heute, Monate danach, kriege ich immer noch Gänsehaut, wenn ich Bicep höre. Atlas, Waterfall, Meli (II), Opal, Aura, Saku, Sundial, Glue, Apricots, Water. Gänsehaut-Flashbacks, mein Herz pocht schneller. Manchmal muss ich weinen, wenn ich zurückdenke. Weil es so schön war. Weil ich mich so lebendig gefühlt habe. Und weil ich diesen Moment nie wieder erleben werde …