von Gabriele Koubek
Spanien, im Sommer 1984
Als jung verliebtes Paar habe ich mit meinem Freund Martin diesen Sommer in Spanien verbracht, da er im Herbst auf der Uni eine wichtige Prüfung in Spanisch ablegen musste. Wir packten unsere Rucksäcke in den Fiat Panda von Martins Mutter. Das Auto war alt und klapprig mit ein paar Dellen und dort und da ein bisschen Rost. Wir bekamen einen durchaus ernstgemeinten Rat von der Autobesitzerin mit auf den Weg. Sollte das Auto auf der Strecke seinen Geist aufgeben, sollen wir keine Wiederbelebungsversuche starten, sondern das Auto an Ort und Stelle verschrotten.
An der Grenze zur Schweiz wurden unsere Pässe kontrolliert und wir mussten unser Ziel nennen. Daraufhin bekamen wir vom Zöllner ein mitleidiges „na dann viel Glück“, zu hören.
Ganz ohne Navi fanden wir ein paar Tage später unser Studentenzimmer in Santander.
Martin besuchte die Sprachschule und ich vertrieb mir die Zeit mit einkaufen, durch die Stadt spazieren und chillen. Da man in der Sprachschule mit vielen anderen nicht Spaniern zusammen lernt, ist die gemeinsame Sprache eben Englisch. So kam es, dass mein Spanisch nach einigen Wochen zwar keinerlei Grammatikregeln befolgte aber durchaus alltagstauglich war und Martin sein Englisch stark verbesserte.
Als der Kurs zu Ende war, machten wir noch eine Rundreise durch Spanien. Uns begleitete noch ein Freund, denn in einem Panda ist schließlich Platz genug. Wir schliefen im Zelt oder im Auto und aßen Brot, Käse und Chorizo. Voller Überzeugung tranken wir viel Gin Tonic, denn das hilft angeblich gegen Malaria. Das muss stimmen, denn niemand von uns erkrankte.
Am Strand von Marbella erlebten wir eine böse Überraschung. Ich lag allein im Sand da die Jungs auf ein Bier gegangen waren. Da sehe ich wie drei Männer die Scheibe von unserem Auto einschlugen. Ich sprang auf und lief laut rufend und mit dem Armen fuchtelnd die Böschung hinauf zum Auto. Was ich mir dabei gedacht hatte ist mir heute noch unklar. Zumal ich die Tasche mit unserem Fotoapparat, dem Geld und den Reisepässen einfach am Strand liegen ließ. Die Autoeinbrecher waren über meinen unkontrollierten Auftritt genauso überrascht wie ich. Sie packten nur eine Rucksackseitentasche, die lose im Kofferraum lag und flüchteten bevor ich beim Auto war.
Jetzt kamen auch schon die Burschen dazu und ich erinnerte mich an unsere Sachen am Strand. Erleichtert sah ich, dass noch alles da war. Pass und Geld waren in Sicherheit. In der kleinen Tasche, die gestohlen wurde, waren nur meine Waschsachen. Gerade als ich aufatmen wollte, weil nichts Wichtiges gestohlen wurde, fiel mir ein was noch in dieser Tasche war. Die Diebe hatten nicht nur mein Zahnputzzeug, sondern auch meine Antibabypille mitgenommen.
Erfolglos versuchten wir in den nächsten Tagen die Pille zu kaufen. Aber das war damals, im streng katholischen Spanien, nicht möglich.
PS: Unser Panda hat uns ohne Probleme wieder nach Hause gebracht.
© Gabriele Koubek 2021-02-12