Brimor Schattenfels und der Kobold-Deal (#11)

Der Kobold zuckte jedoch nur gelassen mit den Schultern und griff nach einer halb vollen Flasche, die neben ihm lag. »Ach, kleine Nebenwirkungen. Kann doch mal passieren.« Er nahm einen großen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Aber sieh es mal positiv: Du lebst noch. Und du hast etwas gelernt. Eine Win-Win-Situation, wenn du mich fragst.« Er lehnte sich zurück, als hätte er gerade die klügste Weisheit der Welt ausgesprochen, und musterte Brimor mit einem verschmitzten Lächeln. »Was willst du überhaupt hier? Hast du etwa Sehnsucht nach mir?«

Brimor trat näher, seine Schritte hart und entschlossen. »Ich will Antworten, Kobold. Was war das für ein Ding, und warum konnte ich es nicht loslassen?« Seine Stimme zischte vor Ärger, doch darin lag auch eine Spur von Unruhe, als würde er die Antwort fürchten.

Der Kobold stellte die Flasche mit einem gedehnten Seufzen beiseite und zog seine Beine an, um sich in einer bequemen Position zurückzulehnen. »Ach, der Kristall …«, begann er, seine Stimme seidenweich, während er mit seinen langen Fingern in der Luft Kreise zog. »Ein kleines Stück Magie, weiter nichts. Hübsch, oder? Aber du hast recht … er hat eine ganz besondere Wirkung auf Zwerge. So etwas wie … sagen wir … magnetische Anziehung. Zwerge können einfach nicht widerstehen.«

Brimor’s Zorn brodelte gefährlich nah an der Oberfläche, und seine Fäuste zitterten, als er sich dem Kobold weiter näherte. »Warum hast du mir das nicht vorher gesagt?« Seine Stimme war jetzt tief und gefährlich leise, die Art von Ton, der versprach, dass es Konsequenzen geben würde.

Der Kobold grinste nur noch breiter, wie ein Kind, das gerade dabei war, einen besonders ausgeklügelten Streich zu spielen. »Wo wäre denn der Spaß gewesen, wenn ich dir alles verraten hätte? Abenteuer, mein lieber Brimor, lebt von Überraschungen!«

Brimor’s Geduld, die ohnehin schon am Rande des Zerreißens stand, brach endgültig. Mit einem knurrenden Laut warf er die Fackel beiseite, dass sie klappernd zu Boden fiel. In einem einzigen, entschlossenen Schritt packte er den Kobold am Kragen seines zerschlissenen Wamses und zog ihn mit einem kräftigen Ruck von seinem improvisierten Thron aus Gerümpel. Flaschen und Kisten klapperten und rutschten zu Boden, als der Kobold in der Luft hing.

»Du denkst, das ist ein Spiel, was?«, knurrte Brimor, seine Stimme tief und drohend wie das Grollen eines nahenden Felssturzes. Er zog den Kobold so nah an sich heran, dass er dessen fauligen Atem riechen konnte. »Aber ich werde dafür sorgen, dass du für deinen Spaß bezahlst, Kobold.«

Zum ersten Mal verschwand das selbstgefällige Grinsen von dem kleinen Gesicht. Der Kobold blinzelte überrascht und hob beschwichtigend die Hände, seine langen, dünnen Finger spreizten sich zitternd in der Luft. »Beruhig dich, Großer. Du wirst doch nicht handgreiflich werden, oder?«