Brimor Schattenfels und die Rubine #3

Mit dem Stein sicher in der Tasche marschierte Brimor raus auf den Marktplatz von Schattenfels – ein wildes Durcheinander aus Farben, Lärm und Düften. Der Markt lief auf Hochtouren: An den Holzbuden wimmelte es von Händlern, deren laute Rufe und dröhnendes Lachen die Luft durchdrangen. Zwischen den Buden feilschten Zwerge mit roten Gesichtern wie wild, während Kinder lachend herumflitzten und sich gegenseitig aufzogen. Der Geruch von frischem Brot, scharfen Kräutern und herzhaftem Käse vermischte sich mit dem metallischen Hauch der Schmieden, und überall funkelten Edelsteine wie kleine Sonnen durch die Szene.

Mit zügigen Schritten stapfte Brimor durchs Gedränge, seine Augen suchten ununterbrochen nach Hinweisen. Und dann, mitten im bunten Markttrubel, erspähte er ihn: Skrib, ein kleiner, zwielichtiger Gnom, der sich heimlich an einen Gewürzstand lehnte. Skrib war berüchtigt für sein zappeliges Getue und seine schielenden Augen, die nonstop herumflitzten, als wollte er gleich abhauen.

»Hey, Skrib!«, rief Brimor mit kräftiger, aber kumpelhafter Stimme. Er ging auf den Gnom zu, dessen Augen vor Panik riesig wurden und der einen kleinen Schritt zurückwich. Skrib riss schnell beide Hände hoch, als wollte er sich vor Ärger schützen, und quasselte mit wackliger Stimme: »Na, Brimor, was liegt an? Wieder auf Abenteuertour, oder was?« Dabei fuhr er sich nervös mit einem Finger durch seinen zerzausten, buschigen Schnurrbart, als wollte er sich selbst Mut zusprechen.

Brimor erreichte Skrib und sah plötzlich Fußspuren, die doch sehr denen im Laden ähnelten. Er hob seinen Kopf und starrte Skrib an. »Ich bin nicht zum Spaß hier, Skrib. Ich will den Dieb, der unsere Rubine geklaut hat. Und diese schlammigen Spuren hier? Die sind nicht von einem Zwerg, das checkt doch jeder. Also, was weißt du?« Skrib stolperte einen Schritt zurück, seine Augen schossen panisch über die volle Marktstraße, als suchte er ’nen Ausweg. »Die, äh … die Rubine? Oh, Brimor, ich …«, stammelte er und wedelte hektisch mit den Händen. »Ich hab nix gemacht – ehrlich! Vielleicht war’s nur ein dummer Koboldstreich, kapierst du? Ich bin da raus, wirklich!«

Brimor verschränkte die Arme und fixierte den kleinen Gnom mit einem scharfen Blick. Er kaufte ihm das nicht ab. »Ein dummer Streich? Komm, Skrib, verarsch mich nicht! Die schlammigen Spuren und dein Gezappel schreien doch, dass du was weißt. Raus damit – wo warst du, als die Kiste wegkam? Und keine faulen Ausreden, klar?«

Skrib stieß einen langen Seufzer aus, seine Augen zuckten weiterhin nervös hin und her, bevor er die Schultern hängen ließ und kaum hörbar murmelte: »Okay, Brimor, ich geb’s zu. Ich hab was aufgeschnappt. In den hinteren Gassen, da, wo der Markt aufhört und die alten Tunnelschluchten anfangen, hat sich irgendwer – oder irgendwas – rumgetrieben. Keine Ahnung, ob’s der Dieb war oder so’n zwielichtiger Händler mit krummen Geschäften. Aber es ging rum, dass ein geheimnisvoller Typ aus dem Untergrund die Rubine wollte.«