Brimor Schattenfels und die Rubine #5

»Jemand hat hier Ware umgelagert, als wär’s das Normalste der Welt. Aber keine Spur der Rubine … Verdammt.« Er ging in die Knie und beugte sich über einen Haufen alter, verstaubter Tücher, in denen etwas schwach glitzerte, dann pustete er den Staub weg. Aber auch hier fand er nur den Hauch vergangener Geschäfte. Enttäuschung und ein wachsender Verdacht vermischten sich in ihm – hier war mehr faul, als er dachte.

Während er die Kammer weiter absuchte, drang ein leises Kichern aus einer finsteren Ecke – als ob jemand bei seiner Suchaktion zuschaute und sich kaputtlachte. Brimor richtete sich auf, zog seine Kapuze tiefer ins Gesicht und schlich dem Kichern nach. In einer versteckten Ecke, hinter einem umgekippten Fass, fand er eine kleine, verstaubte Tür, die in einen schmalen Seitengang führte.

»Na dann mal los«, brummte er und drückte die Tür auf – sie quietschte ohrenbetäubend und gab den Blick auf einen noch dunkleren, geheimnisvolleren Gang frei.

Seine Gedanken drehten sich im Kreis um Meister Glimm. Wer war dieser Typ, der die Rubine einfach so hatte verschwinden lassen, und was hatte er mit dem Diebesgut vor? Brimor reckte den Kopf, ließ den Blick über die feuchten Wände gleiten und flüsterte entschlossen: »Ich krieg dich, Meister Glimm, egal wie sehr du dich in deinem Lügennetz verstrickst.«

Brimor stand in der kalten Finsternis des versteckten Tunnels, als er endlich ein heruntergekommenes, aber belebtes Lager entdeckte. Zwischen alten Fässern, staubigen Kisten und umgekippten Behältern, die den Raum in ein wildes Durcheinander verwandelten, hockte ein Mann, der so zwielichtig aussah wie sein Ruf. Es war Meister Glimm – kein gewöhnlicher Dieb, sondern ein Zwerg mit einem alten, verbitterten Glitzern in den Augen. Sein abgerissener Mantel hing schief, und sein Blick war scharf wie ein frisch geschliffener Dolch.

Brimor trat entschlossen auf ihn zu, die Hände lässig in die Hüften gestemmt, und rief mit fester Stimme: »Meister Glimm! Du bist also der Typ, der hinter diesem Chaos steckt. Spuck’s aus – was treibst du hier?«

Glimm hob gemächlich den Kopf, als hätte er Brimor schon kommen sehen. Ein spöttisches Grinsen huschte über sein zerfurchtes Gesicht, dann richtete er sich langsam mit einem verächtlichen Schnauben auf. »Na, Brimor Schattenfels«, begann er mit einer Stimme, die halb spöttisch, halb wehmütig klang. »Du bist also hier, um das Rätsel zu knacken, was?«

Brimor verschränkte die Arme und starrte ihn finster an. »Raus mit der Sprache, Glimm – warum hast du unsere Rubine geklaut? War das ein schlechter Witz? Oder wolltest du den Laden einfach mal aufmischen?« Seine Stimme zitterte vor Wut, aber in seinen Augen blitzte auch Neugier auf.