Brimor Schattenfels und die Verschwörung #12

Die Luft war feucht und kalt, durchzogen von dem modrigen Geruch alter Stollen, in denen seit Jahrzehnten kein Werkzeug mehr geschwungen worden war. Brimors Stiefel knirschten auf dem Kies, während die Fackel in seiner Hand flackerte und unheimliche Schatten an die Wände warf. Er war allein. Zumindest glaubte er das.

»Da bist du ja, Kleiner«, erklang eine Stimme aus der Dunkelheit. Nicht freundlich. Nicht mal besonders kreativ. Nur rau, tief – und eindeutig gewollt einschüchternd.

Brimor blieb stehen, atmete durch die Nase ein und ließ die Schultern ganz locker hängen. »Tja, wenn man mich schon zu einer privaten Führung durch die alten Stollen einlädt – da sagt man ja nicht nein.«

Drei Gestalten traten aus den Schatten. Große Kerle, mit kupfernen Abzeichen an den Schultern, die in der Dunkelheit matt schimmerten. Der vorderste – ein stiernackiger Zwerg mit Glatze und Augen wie zwei Steinsplitter – verschränkte die Arme.

»Du hast die Kupferfaust in Verruf gebracht, Brimor Schattenfels. Unsere Geschäfte ruiniert. Und jetzt willst du einfach davonspazieren, mit einem lockeren Spruch auf den Lippen?«

Brimor hob die Augenbraue. »Das war der Plan, ja.«

»Das ist kein Ort für Witzchen.«

»Und doch bring ich trotzdem welche mit.«

Der bullige Zwerg machte einen Schritt auf ihn zu. Brimor wich keinen Zoll zurück. Stattdessen ließ er die Fackel beiläufig zur Seite sinken – genau dort, wo ein kleiner Riss in der Wand kaum sichtbar durch das Gestein lief. Einer von vielen, wie Gorran es genannt hatte. Tarnschächte. Alte Versorgungskanäle aus der Bauzeit des Viertels. Nur wer sich mit den unterirdischen Plänen auskannte, wusste, wohin sie führten.

Und Gorran kannte sie. Ylva auch. Und beide warteten.

»Letzte Chance, Schattenfels«, grollte der Zwerg. »Du ziehst deine Anschuldigungen zurück, sagst öffentlich, dass alles ein Missverständnis war – oder wir holen uns Gerechtigkeit auf unsere Art.«

»Und was, wenn ich lieber auf meine Art bleibe?«, fragte Brimor und trat scheinbar arglos einen Schritt zurück – direkt an den Riss in der Wand.

Ein Zischen. Dann ein dumpfes Wumm. Die Wand neben ihm öffnete sich mit einem knackenden Geräusch, und plötzlich wirbelte eine Rauchgranate durch die Luft. Husten. Flüche. Hektik.

Ylva stürmte zuerst durch den Riss, mit einer Zange in der einen und einem wütenden Schrei auf den Lippen. »Hände weg von meinem Lieblingszwerg!«