Zwei Tage später herrschte im Laden von Garim Schattenfels hektische Betriebsamkeit – und nicht nur, weil die Morgenschicht eintraf. Brimor trug eine Kiste mit geschliffenen Quarzen in die Lagerhalle, als er merkte, dass die Luft knisterte vor Anspannung.
»Vater, hast du gesehen, dass die Lieferung von Flinkfuß-Transporte wieder ’ne Stunde zu spät war?« rief er, während er die Kiste in die Regalreihe stemmte. Sein Vater, der gerade ein zerbrochenes Schleifwerkzeug inspizierte, verzog das Gesicht.
»Verfluchte Kupferfaust«, fauchte Garim und warf die Scherben eines alten Schleifrads in einen Eimer. »Die haben wohl unsere Zugangswege blockiert. Letzte Woche sind die Loren stecken geblieben, und vorgestern war mein Lieblingshämmerchen krummgebogen, als hätte ein Troll ’nen Zornanfall gehabt.«
Brimor seufzte und rieb sich die Stirn. »Das muss Absprache sein. Die Kupferfaust will uns kleinhalten, damit wir ihnen nicht das Wasser reichen können.« Er griff nach einem Ersatzhämmerchen und klopfte es prüfend auf seinem Handrücken ab. »Ein bisschen mehr Druck, und das wird ’ne handfeste Intrige.«
Garim nickte müde. »Pass gut auf, Junge. Ich mag keine Sabotage in meinem Laden.« Er entfernte ein Stück Splitter aus dem Werkzeugkasten. »Wenn das nicht aufhört, fehlt mir bald nicht nur Werkzeug, sondern auch gute Nerven.«
Brimor legte den Kopf schief und blickte unters Regal, wo noch ein schmaler Streifen Licht durch einen Riss in der Wand fiel. Dort klebte ein zerknittertes Pergamentstück, halb verdeckt von eingelagerten Säcken. Neugierig zog er es hervor und entfaltete es vorsichtig.
In krakeliger Handschrift stand kaum leserlich das Wort »KUPFER« – groß geschrieben und unterstrichen. Mehr war nicht zu erkennen, nur ein paar Tupfer trockenen Bluts an der Ecke des Zettels. Sein Herz machte einen Schlag, und er riss die Augen auf.
»Vater, schau dir das an«, sagte er und hielt ihm den Zettel unter die Nase. »›KUPFER‹ – fast so, als wär’s ’n Passwort oder ’ne Warnung.«
Garim wischte sich den Schweiß von der Stirn und nahm das Pergament in die Hand. »Kupfer … Kupferfaust. Ein einziger Hinweis, dass die ihre Finger im Spiel haben. Aber warum so einen billigen Streich?«
Brimor steckte sich den Zettel ein, während er durch die Halle schritt. »Damit wir wissen, wessen Geistes Kind hier am Werk ist. Vielleicht schicken sie so eine Nachricht an alle, die sie schikanieren wollen.« Er schnaufte. »Einfach nur ein lumpiges Drohmittel.«
Garim legte ihm die Hand auf die Schulter. »Dann erkennen sie dich als Gegner. Mach’s nicht zu laut, aber halte die Augen offen. Wenn die Kupferfaust ernst macht, müssen wir schlauer sein als sie.«
Brimor nickte entschlossen. »Ich kümmere mich drum. Und wenn’s sein muss, kriegen sie ’nen Brimor-Deal, den sie so schnell nicht vergessen.«
© Kreative-Schreibwelt 2025-06-20