Brimor Schattenfels und die Verschwörung #3

Die »Feuerkralle« war keine gewöhnliche Kneipe. Schon gar nicht für einen Zwergenbezirk. Hier funkelten nicht nur die Kronleuchter aus geschmolzenem Bernstein, sondern auch die Gäste – mit funkelnden Augen, blitzenden Dolchen im Stiefel und Gerüchten auf den Lippen, die schärfer waren als jedes Axtblatt.

Brimor trat ein, schüttelte sich den Kohlenstaub von der Weste und sog tief den Geruch von gegrilltem Pilzfleisch, altem Ale und Verschwörung ein. Die Musik – ein schnarrender, metallisch klingender Mix aus Trommeln und Flöten – waberte durch den Raum wie dichter Dampf aus dem Sudkessel eines Alchimisten.

»Na, schau an – wenn das nicht Brimor Schattenfels ist, der wandelnde Edelstein mit Beinen!«, rief eine kräftige Stimme aus der Nähe der Theke.

Brimor drehte sich grinsend um. »Ylva Eisenbrand, immer noch am Leben? Ich hatte gehört, du hättest dich bei einem Wettstreit in Ostmarth mit ’nem Vulkangolem angelegt.«

Die Schmiedin – ein Turm aus Muskeln, Locken und Selbstbewusstsein – lachte kehlig, schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter (es tat ein bisschen weh) und bedeutete ihm, sich zu setzen. »Der Golem war am Ende das kleinere Problem. Sein Besitzer hatte eine große Klappe und ’nen noch größeren Streitkolben. Aber ich hab beide geschmolzen.«

Brimor ließ sich auf die Bank fallen und griff sich ein Stück geräucherten Salamanderschinken von einer Holzplatte. »Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Es gibt Ärger im Schattenfels-Viertel. Und ich meine nicht den üblichen ›Kunde zahlt mit Falschgold‹-Ärger.«

Neben ihnen schob sich eine schmale Gestalt mit Umhang und Kapuze an den Tisch. Zwei bernsteinfarbene Augen blitzten unter der Kapuze hervor.

»Wenn’s nach dir ginge, Brimor, wäre sogar ein schiefes Regal Grund zur Panik«, krächzte die Stimme trocken.

»Gorran!« Brimor grinste. »Ich hatte schon vergessen, wie angenehm paranoid du bist. Was weißt du über die Kupferfaust?«

Gorran lehnte sich vor, schob seine Kapuze zurück und offenbarte ein schmales Gesicht mit einem perfekt gestutzten Spitzbart – für einen Spion fast zu auffällig, aber Gorran war nie ein Freund subtiler Tarnung.

»Die Kupferfaust ist kein normaler Händlerbund. Sie kaufen nicht nur Läden auf – sie kaufen Leute. Zulieferer, Wächter, selbst einen Ratsgehilfen hab ich im Verdacht. Es heißt, sie haben ihre Spione mitten im Markt verteilt. Und sie rekrutieren – heimlich, schnell, effizient.«

Ylva schnaufte. »Und was haben die mit uns zu schaffen?«

Brimor schob das Pergament mit dem Wort »KUPFER« über den Tisch. »Das hier lag bei uns im Lager. Ich hab das Gefühl, die nächste Runde wird nicht mit Münzen ausgetragen.«