Als sich die AufzugstĂŒren öffneten, erwartete mich alles andere als ein Bild der Perfektion. Der Korridor, der wie aus einem Hochglanzmagazin entsprungen schien, glĂ€nzte unter dem hellen, kĂŒnstlichen Licht, das von der Decke strahlte. Doch vor der TĂŒr zu Wohnung 4883 standen mehrere Security-Droiden. Ihre metallischen Körper funkelten, als wĂ€ren sie gerade aus der Fabrik gekommen, aber ihre roten Augen â zwei glĂŒhende Punkte wie scharfe Laser â folgten jedem meiner Schritte. Sie standen zwar in starrer Haltung, doch die unausgesprochene Drohung, die von ihnen ausging, war mehr als deutlich.
»Ich glaube, die mögen dich nicht«, stellte Kai das scheinbar Offensichtliche fest.
»Das GefĂŒhl beruht auf Gegenseitigkeit«, ich lieĂ die Droiden nicht aus den Augen, wĂ€hrend ich auf den Eingang zuging.
Als ich nĂ€her kam, erschien ein menschliches Gesicht auf meinem AR-Display â freundlich, aber so glatt und makellos wie alles andere hier. Ein Assistent, oder besser gesagt, ein Hologramm eines Assistenten, der eher wie eine kĂŒnstlich erschaffene Karikatur eines Menschen wirkte. Sein LĂ€cheln war so programmiert wie seine Höflichkeit. »Guten Tag, Herr Ermittler. Bitte betreten Sie die Wohnung vorsichtig. Die Szene wurde nicht berĂŒhrt.«
»Das ist ja nett von Ihnen», erwiderte ich trocken, wohl wissend, dass er mich nicht hören konnte, wĂ€hrend die massive TĂŒr zur Wohnung fast lautlos vor mir aufglitt.
Das Apartment war groĂ, luxuriös, doch es hatte auch etwas Unheimliches an sich. Alles war perfekt angeordnet, aber es fehlte das Leben. Chrom und Glas dominierten, alles glĂ€nzte, alles wirkte makellos, als wĂŒrde dieser Raum niemals wirklich benutzt. Im Zentrum des Raumes lag der Körper â ein Mann mittleren Alters, tadellos gekleidet in einen maĂgeschneiderten Anzug. Allerdings mit leeren Augen, die zur Decke starrten. Es war, als hĂ€tte der Tod ihn ĂŒberrumpelt, ohne auch nur einen Hauch von Schmerz oder Kampf zu hinterlassen.
»Schöner Anzug«, kommentierte Kai den Anblick. »Meinst du, wir könnten ihn haben, wenn er keine Verwendung mehr dafĂŒr hat?«
Ich schĂŒttelte den Kopf, konnte mir aber ein schwaches LĂ€cheln nicht verkneifen. Nach jahrelanger Zusammenarbeit habe ich mich an seinen Sarkasmus gewöhnt. »Nicht mein Stil.«
Langsam nĂ€herte ich mich der Leiche. »Also gut, was haben wir hier?« Der Mann war tot, daran gab es keinen Zweifel. Doch was fehlte, waren die Anzeichen eines Kampfes. Keine zerbrochenen Möbel, kein umgestĂŒrztes Glas, nichts, das auf einen gewaltsamen Vorfall hindeutete. Alles war ordentlich an seinem Platz â zu ordentlich. Kai begann, die Daten zu scannen, wĂ€hrend ich mich umsah. Irgendetwas passte hier nicht.
»Er sieht aus, als wĂ€re er einfach umgekippt«. Ich kniete mich neben den Körper, um ihn genauer zu betrachten. Keine offensichtlichen Verletzungen â keine Schusswunden, keine Stichverletzungen. »Was sagt das System?«
© Kreative-Schreibwelt 2024-10-16