von laura zypresse
Wenn das Leben einbricht:
Der Körper ein Minenfeld, sämtliche Sinne dünnwandiges Glas. Wenn die Kraft sich verabschiedet, die Selbständigkeit verloren, die Säulen der Selbstbestimmung im Wanken. Gefangen im Netz eines Phantoms, das viele Gesichter und Namen trägt, rätselhafte Erkrankungen, kaum erforscht, untherapierbar. Und ich bin nur eine von Millionen.
LAURAS Geschichten erzählen von der ErschĂĽtterung durch eine Krankheit, die ihr bisheriges Leben in TrĂĽmmer legt, und wie sie ihr mit der Kraft der Worte begegnet. Ein Pseudonym war unumgänglich. Denn aus den Zusammenhängen gerissen wurde ich zu einer Fremden in einer fremden Welt. Der neue Name setzte eine ungeahnte Kreativität frei. Auch wenn tägliche ScharmĂĽtzel erschöpfenÂ
Aber ich will nicht klagen – oh doch, das will ich! Alleingelassen von einem System der Unversorgung, ausgesetzt einem Dschungel der Negation und Leugnung: nicht zuständig, keine Kapazität. Schmerzen? Sie belieben zu scherzen! Können Sie das beweisen? Sätze, die Krater in die Seele reiĂźen. Abgedrängt in den medizinischen Untergrund. Aufklärung tut not, politisches Handeln!
Sehnsucht nach verlorenen Orten,
yet sheltered in a cave called courage.
Aber ich schreibe lieber, meißle Worte und Bilder in Stein. Sie wollen keine Literatur sein, sind Momentaufnahmen, Höhlenzeichnungen. Poetischer Aufschrei. Dicht und direkt, ungeschminkt, unvollkommen, und sehr persönlich. Versuche der Heilwerdung, Visionen und Gebete, Lieder von Traurigkeit, Würde und Schönheit. Der treffende Ausdruck kreiert Freude, Freiheit, WortKraftorte. Wer weiß, vielleicht entstehen in der Tiefe sogar Kristalle, die Licht brechen, und mir wachsen Fledermausflügel!
Sehnsucht nach verlorenen Orten,
yet sheltered in a cave called courage.
Da gab ich mir die Erlaubnis zu schreiben.
Denn ich will aufbauen. Ermutigen. Erhebt eure Stimme, damit sie widerhalle! Teilt eure Bilder und Visionen. Versteckt euch nicht, auch wenn ihr nicht mehr dazu gehört, am Leben scheinbar nicht mehr teilhabt. Ihr seid Helden. Ich weiß es. Und wir haben noch viele Träume.
Sehnsucht nach verlorenen Orten. Rebels for Life.
Und ich will danken: All den Ehrenamtlichen, meist selbst Betroffenen, für ihr Engagement und den vielen Menschen für Zeit und Zuhören, für Seelen- und Geistesnahrung, die meine eng gewordene Welt wieder weit macht, und für all die Lichter auf den Balkonen (ihr wisst schon).
So erschienen in der Mitgliederzeitschrift des Fatigatio e.V. – Bundesverband ME/CFS  Nr. 50 – 1/2025
© laura zypresse 2024-01-05