Das Blunzengröstl

Gabi Hruda

von Gabi Hruda

Story

Die Mutter meiner Mutter war nie eine besondere Freundin von mir, ich konnte sie nicht leiden, bad Vibes! Wie sich später herausstellte und wie man mir, im fast Erwachsenenalter berichtete, waren diese Vibes, die ich da wahrnahm, berechtigt!

Mit 10 Jahren las ich sehr gerne Gruselromane und war schwer verliebt in Graf Dracula! Die grauen Schläfen, der schwarze Umhang und das charmante Auftreten, beeindruckten mich sehr! Wer mich nicht beeindruckte, war die Oma, die gruselige Alte, die mich mit ihren schwarzen Augen so durchdringend ansah, dass es mir eiskalt über den Rücken lief, die nie viel sprach und ständig an ihrem Kinnbart herumzupfte! Es war Horror für mich, wenn sie über Nacht blieb und dann bei mir im Zimmer schlief! Ich tat kein Auge zu, ich wusste, sobald ich das tat, würde sie mir das Blut aussaugen, damit sie wieder jung werden konnte! Außer es gab Blunzengröstl! Eine Blunze ist eine Blutwurst aus Schweinblutbrei, ein Gröstl sind zerriebene Erdäpfel! Und im Konglomerat mit Schweineschmalz schließlich dann ein Blunzengröstl.

Und was jetzt für mich extrem grauslich war, war für die Oma ein Festessen und ich war save an diesem Tag! Die Oma liebte Blunzengröstl und mampfte gleich einmal 2 Teller davon! Ich stellte mir dabei vor, wie sie mit ihren Vampirzähnen genüsslich den Blutbrei aufsaugte und somit gesättigt und zufrieden sich zur Ruhe begeben konnte! Bis heute habe ich immer die Assoziation, wenn ich Blunzengröstl höre, Blunze – Blut – Oma!

Auch die Frau Laus, so hieß sie wirklich, liebte dieses Gericht, obwohl es ihrer Figur gar nicht bekam! Wenn die Mama es gekocht hat und durch das ganze Zinshaus ein Blunzenlüfterl wehte, hörte man von unten schon Frau Laus schreien: “Elfie, Elfie, is des Gröstl scho fertig?” dazu wäre noch zu sagen, dass das “L” in Elfie bitte nach Meidlinger Art von Frau Laus gerufen wurde! – Zur Erklärung: Dabei müssen Sie die Zunge, wenn Sie das “L” sprechen, etwas länger an die Vorderzähne drücken, als wie wenn Sie “Elfie” kurz und bündig aussprechen! Üben Sie es vor dem Spiegel!

Frau Laus wusste, was eine gute Blunzen war, sie hatte neben der Wohnung in Wien noch einen Bauernhof in der Steiermark. Sie war auch sehr tierlieb! Zu Ostern hat sie immer einen Hasen nach Wien mitgebracht, der hieß dann Dagobert und konnte sogar Kunststücke, aber nicht lange, nach Ostern gab es bei ihr dann immer Hasenbraten!

Neben dem Blunzengröstl gab es bei uns zu Hause auch noch Schweinebraten aus Bauchfleisch, “Eingebrannte Hund”, das sind Erdäpfel mit Gurkerl in einer Einbrenn, dann, wenn am Sonntag der Erdäpfelsalat über geblieben ist und Knoblauchbrot, aufgebackenes altes Brot, eingerieben mit Knoblauch und bestrichen mit Schmalz!

Meine Eltern waren Nachkriegskinder, der Papa war ein begnadeter Installateur am Rohbau, also kalorienbedürftig. Wir Kinder waren das nicht! Mit 14 habe ich dann die Nahrungsaufnahme verweigert und die Mama hat mir dann andere Dinge gekocht, extra, danke Mama!

© Gabi Hruda 2021-05-11