Das Christkind ist krank

Christine Büttner

von Christine Büttner

Story
Graz Umgebung 2023

Ende November gab es bei den Waldtieren viele Diskussionen, denn bis jetzt hatten sie das Christkind noch nicht gesehen. Normalerweise besuchte es bereits Ende November die Tiere im Wald, um mit ihnen die Pläne zu besprechen. Ob Reh, Hirsch, Hase, Fuchs, Eichelhäher, Buntspecht, Dachs, Eichhörnchen, Wildkatze, Eule, Grünfink, Kohlmeise, Siebenschläfer oder Haselmaus, sie alle halfen dem Christkind, damit die Geschenke für die Kinder am Heiligen Abend rechtzeitig ausgeliefert werden konnten. Sogar der Igel unterbrach seinen Winterschlaf, um das Christkind zu unterstützen.

In diesem Jahr aber warteten sie in der Vorweihnachtszeit vergebens auf das Erscheinen des Lichtwesens und sie machten sich große Sorgen. Auch die vielen Engel, die das Christkind immer begleitet hatten, tauchten nicht auf. Die Waldgenossen sowie Julina hatten die Engelsschar immer freudigst begrüßt, wenn sich am Himmel das riesige goldene Tor öffnete und die Wesen auf der Sternentreppe zu ihnen kamen. Es funkelte auf dem Firmament, dass den Tieren vor Staunen das Maul offen blieb. Manchmal saßen die kleinen Engel auf einem Stern und schwirrten mit lautem Jauchzen durch den Wald. Der vorwitzige Grünspecht gesellte sich gerne dazu und flog mit einem Engelchen mit. Das machte Spaß. Wenn die zauberhaften Wesen dann auf der Erde landeten, wurden sie sofort aufgenommen und unterstützt. 

Am Schluss erschien dann das Christkind, in seiner rechten Hand befand sich ein kleines Tannenbäumchen, das neben Lichtern viele Köstlichkeiten für die Waldtiere aufwies. Dieses Nadelbäumchen wurde dann auf den Waldboden gestellt und wie durch Zauberhand wuchs der Baum mehrere Meter hoch. Die Tiere freuten sich über die Leckereien, denn diese gingen niemals aus, sodass sie im kalten Winter keinen Hunger erleiden mussten.

Drei Tage warteten die Waldtiere auf dieses Ereignis, aber weder die Engel noch das Christkind tauchten auf. So beschlossen die Tiere des Waldes in den Garten von Frau Julina zu marschieren, um den Schneemann und die Schneefrau um Rat zu fragen. Der Hase hatte herausbekommen, dass dieses Schneepaar Karotten als Nase besaßen und so hoppelte er täglich zu ihnen, um die Möhren in seinem Quartier zu horten. Die alte Frau ersetzte die fehlenden Karotten täglich, denn sie hatte den Hasen beobachtet, wie er die Mohrrüben stibitzte. 

Als sich alle vor dem Paar versammelt hatten, besprachen sie das Problem und da hatte der Schneemann eine Idee! „Wir fragen den stolzen Adler, der bis zur goldenen Tür fliegen kann“, meinte er. Die Vögel wussten, wo der Adler sein Quartier für den Winter aufgeschlagen hatte. Sie flogen so schnell sie konnten zu ihm und der König der Lüfte machte sich sofort auf den Weg. 

Nach einer Stunde kam er zerknirscht zurück und berichtete, dass es heuer keine Geschenke für die Kinder geben werde, denn das Christkind war schwer krank und konnte die Arbeit nicht machen. „Das geht doch nicht, die Kinder müssen zu Weihnachten beschenkt werden“, empörte sich die Eule, „wir müssen eine Lösung finden!“ 

© Christine Büttner 2023-10-22

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Romane & Erzählungen, Spiritualität
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Hoffnungsvoll, Inspirierend
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