Das Licht des Sirius

Wolfgang Lugmayr

von Wolfgang Lugmayr

Story
Sirius 2062 – 2122

Im Jahr 2062 bestieg Commander Bardo Moji als erster Mensch das interstellare Raumfahrzeug Sothis VIII, mit dem Ziel, den 8,6 Lichtjahre entfernten Sirius A zu erreichen, einen Hoffnungsträger der Menschen mit ungewisser Zukunft. Seine Lebenspartnerin Soph(ia) war verstorben, doch immer wieder spukte ihm ihre Botschaft im Kopf herum, dass sie „auf Sirius“ auf ihn warten würde. Auch wenn er ein vernunftbezogener Wissenschaftler war, nahm er nur allzu gerne den lebensgefährlichen Auftrag zu diesem Trip ins Unbekannte an. Die Reise sollte ihn durch den Hyperraum führen, jenseits von Raum und Zeit, getragen von einer neuen Quantentechnologie, die nicht nur Materie, sondern auch Bewusstsein durch die Schlupflöcher des Universums schicken konnte.

Schon bald nach dem Eintritt in den Hyperraum veränderte sich für Bardo alles. Geräusche verstummten, Farben verschmolzen, und die Grenzen seines Körpers begannen sich aufzulösen. Er träumte von fremden Welten, von Wesen aus Licht, die in Strukturen kommunizierten, die ihn an die heilige Geometrie erinnerten. In seinem Inneren entfaltete sich eine tiefe Klarheit, als würde das Universum selbst mit ihm sprechen. Als Sothis VIII den Sirius erreichte, empfing ihn kein toter Raum, sondern ein vibrierendes Feld aus Energie und Bewusstsein. Der Stern war nicht nur ein physisches Objekt, sondern ein lebendiger, fühlender Knotenpunkt im Gewebe des Kosmos. Bardo landete auf dem kleinen, kristallinen Planeten, der seinem Raumschiff den Namen gab – in alten Sagen die Heimat der ägyptischen Göttin Sophdet war. Er bleib nicht lange allein, auch wenn er sich schon lange nicht mehr „so“ fühlte. Bardo wurde sehr herzlich von Wesen aus Licht und Schwingung empfangen, die sich Neteru „nannten“ und die nicht mit Worten, sondern über Empfindungen und Bilder kommunizierten. Auch Soph war Teil davon, Teil eines großen Ganzen. Bardo, erfüllt von unendlicher Liebe, begriff sofort. Ihm wurde gezeigt, dass viele der irdischen Mythen nicht Erfindungen, sondern verschlüsselte Erinnerungen waren, wie auch die heilige Geometrie. Aber auch der Schein wurde ihm aufzeigt, mit dem sich die – nur im eigenen Empfinden – fortgeschrittenen Menschen selbst jeden Lebenssinn genommen hatten. Nicht umsonst galt die Reise des Bardo als einer der letzten Hoffnungen der Menschheit … und es gab Hoffnung, denn er lernte, dass die alten Ägypter, Griechen, die Dogon in Mali und die Veden Fragmente des ursprünglichen Lebenssinnes erhalten hatten – und damit einen Schlüssel für die Zukunft der Menschen. Sirius war dafür ein Symbol wie Portal, ein Ort des Ursprungs und der Transformation vom Schein zum wahren Sein.

 Leichten Herzens kehrte Bardo zur Erde zurück, als Vermittler der Neteru für die Welt und im Feinstofflichen über seine immerwährende Symbiose mit Soph mit ihnen in Kontakt. Für ihn dauerte die Rückreise nur ein Jahr, für die Welt über sechzig – doch zumindest stand sie noch, wenn auch in bedauerlichem Zustand. In Bardos Blick lag nachs einer Ankunft etwas, das keine Worte beschreiben konnten. Er hatte sich verändert, er strahlte ohne jeden Schein die universelle Weisheit der Neteru aus und die Menschen hörten ihm zu. Endlich schlug man gemeinsam den Weg in ein neues, goldenes Zeitalter ein, getragen vom Licht des Sirius.

© Wolfgang Lugmayr 2025-05-03

Genres
Anthologien
Stimmung
Abenteuerlich, Hoffnungsvoll, Inspirierend, Mysteriös, Reflektierend
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