Der Bootsführerschein …

Ende voriger Woche bei uns zuhause: Ich hörte zufällig, wie mein Mann am Telefon zu jemandem sagte, er solle sicherheitshalber den Geltungsbereich seines deutschen Boots-Führerscheins überprüfen. Sascha (bester Freund und Geschäftspartner) hatte bei einem kürzlichen Abendessen mit gemeinsamen Freunden beiläufig erwähnt, dass er – vor geraumer Zeit – die für eine spezielle Filmrolle erforderliche Motorboot-Lizenz erworben hatte. Meine Intuition flüsterte = „Es könnte ggfs. um Deinen bevorstehenden runden Geburtstag gehen …“

Jahre zurück: Mit meiner Liebe für ein Leben im Süden Europas habe ich wohl schon immer meine Umwelt genervt. Meine Mitschülerinnen auf dem Gymnasium und spätere Arbeitskolleginnen erinnern sich noch heute daran. Meine imaginierte Traum-Szene sah wie folgt aus: Ich sitze an einem sonnigen Nachmittag auf einem Boot, meinen Laptop auf dem Tisch vor mir. Und fröne meiner Leidenschaft = dem Schreiben von Texten, einer Kolumne oder dem Verfassen eines Zeitungsartikels. Das Boot liegt vor Anker irgendwo in einer romantischen Bucht.

Nachdem ich dieses mein Wishful Thinking – im kleinen Kreis bei uns zuhause – geteilt hatte, fuhr ich mit einem Augenzwinkern fort: „Und nun sitze ich bereits auf der Terrasse eines ruhig gelegenen Hauses mit entferntem Meerblick“ = Will meinen = More than half way there! … 😉

Ja, und dieser mein Wunsch = mit dem Laptop aufs Boot, um eine inspirierte Zeit zu verbringen = verwandelte sich in mein diesjähriges Geburtstagsgeschenk, bis ins Detail geplant und organisiert. Ein Boot (es handelt sich um die kleine aber feine Yacht eines Bekannten), das über Schlafmöglichkeiten für max. 4 Personen verfügt. Einen Skipper haben wir, und der Trip (drei Tage) führt uns von Lagos aus küstennah Richtung Ost-Algarve. Portimão, Albufeira, Vilamoura. Inkl. Boxenstop in der einen oder anderen ruhigen Bucht. Bei höherem Wellengang werde ich seekrank, aber die Fahrt mit Blick auf die nahe Felsenküste hat mein Körper symptomlos akzeptiert. Zudem wir Glück mit dem Wetter haben = wolkenloser Sonnenschein und nur eine leichte Brise. Hier und da kommt ein Gast an Bord, der zu Kaffee und Kuchen oder zum Abendessen bleibt. Die Stamm-Besatzung besteht aus meinem Mann, Sascha und mir.

Und ich muss sagen: Die Sicht aufs nahe Festland – vom Meer aus – hat schon etwas ganz Besonderes = die atemberaubende Küstenlinie der Algarve mit ihren Sandstein-Kliffs und Stränden. Zudem ist man an Bord angenehm privat und unter sich, ganz anders als an vollen Stränden oder Restaurants. Ab und an habe ich unserem Skipper Gesellschaft geleistet, der sichtbar Freude daran hat, mal wieder den angenehmen Pflichten eines Captains nachzukommen. Mein Mann fühlt sich inspiriert für neue Drehbuch-Szenen und ist mit seinem aktuellen Filmprojekt beschäftigt. Und ich u. a. mit dem Schreiben dieses Textes. Und das alles wunderbar entspannt und ungezwungen. Keine festen Termine. Kein Small-Talk. Kein Dresscode. Kein Geschenke-Auspacken. Keine Gastgeber-Pflichten. Der perfekte Geburtstag zwischen zwei freien Tagen an Bord eines Bootes mit dem Namen: „Horizon“. Ein Erlebnis, das = einstimmiges Kopfnicken = nach einer baldigen Wiederholung ruft, die keinerlei speziellen Anlasses bedarf … 😉